Überwinterung Teil IV - November 2022

Tag 16: Mittwoch 16. November 2022

03780 Pego - 03590 Altea: 52km

 

Heute Morgen um 5.30Uhr wache ich auf, weil ich es regnen höre und ich muss sofort an die Kabeltrommel denken. Wie gut, dass der Engländer sie gestern noch in eine Plastiktüte gesteckt hat. Er hatte doch damit recht, dass es noch regnen würde. Es ist, Gott sei Dank, nur immer wieder ein bisschen Nieselregen und kein Gewitter oder Dauerregen wie in Cullera das vergangene Wochenende.

 

Da ich schon sooo früh wach bin, nutze ich die Zeit und verfalle regelrecht in einen Putzfimmel. Nicht nur meine alltäglichen Aufgaben wie Geschirr spülen, Betten machen, Toilette putzen und Müll rausbringen erledige ich, sondern auch noch gleich Staub wischen und Teppich aussaugen. Es geht mir alles so schnell von der Hand - oder ich habe ganz viele Stellen vergessen - dass ich bald darauf mit meinem Kaffee in der Hand dasitze und in meinem aktuellen Buch "Willst Du normal sein oder glücklich?" von Robert Betz noch einige Kapitel lese. Detlev und Wolfgang sind zwar schon draußen, doch mir ist gerade nicht danach...

 

Um 8.00Uhr bin ich mit meinem Lieblingsmensch am Telefon verabredet und kurze Zeit später geht meine Tour auch schon wieder los. Vorher noch schnell alles abgeklemmt, mich von Detlev und Dirk verabschiedet, alles sicher gestellt und los geht's. Detlev schaut nochmal, dass ich beim Zurücksetzen, nicht aus Versehen auf ihn drauffahre...

 

Gestern habe ich Dir doch noch von der Bergtour, die ich unbedingt vermeiden wollte... Nun, was soll ich sagen, Berta, mein Navi, ist da anderer Meinung, da ich ihr gesagt habe, dass ich ohne Autobahn fahren möchte. Über Berg und Tal, links und rechts um die ziemlich engen Kurven sind wir also bestimmt die Hälfte der Strecke bis nach Calpe gefahren. Den empfohlenen Parkplatz über Park4Night finde ich auch gleich und stelle Trude dort ab.

 

Zweieinhalb Stunden bin ich verschwunden... In dieser Zeit erklimme ich mit Schirm, Charme und ohne (!) Melone, den Peñon de Ifac. Der Peñon de Ifac ist ein riesiger Kalkfelsen, der aus einer Höhe von 332 Metern steil ins Meer abfällt und mit dem Festland nur durch einen schmalen Landstreifen verbunden ist. Ich schaffe es bis zum Tunnel im Berg hindurch, doch dann wird es mir alleine einfach zu gefährlich und ich kehre um. Eine richtig schöne Wanderung, zu der man sich allerdings anmelden muss, da die Besucheranzahl kontrolliert wird. Für Kinder ist die Route nur bis zum Tunnel erlaubt, danach nicht mehr. Nachdem ich gesehen habe, wie es da weitergeht, kann ich das auch verstehen. Allerdings war eine Schulklasse vor Ort, die eine Führung bekommen hat.

Ich bin heilfroh wieder unten anzukommen. Es ist doch recht anstrengend und erschwerlich. Gegen frühen Mittag bin ich also wieder an der Trude und da mir Calpe an für sich nicht besonders gefällt - ist mir viel zu groß -, fahre ich weiter bis zu meinem heutigen Ziel, in einen Vorort von Altea - selbstverständlich wieder über die Landstraße und auch nur noch 15 Minuten entfernt. An der "Hauptstraße" selbst, sagt mir Berta irgendwann links abbiegen und ich gestehe, ich habe zwar gesehen, dass ich theoretisch nicht abbiegen darf, da meine Linie durchgezogen ist, doch Berta und mir zu Liebe tu ich es dann doch und das Hupkonzert hinter mir ist einzigartig! Ich lege für ganze 30 Sekunden den kompletten Verkehr lahm und bin danach fast taub. Nun ja, ich muss halt mal genau hier runter... Den Rest der Strecke bewältige ich ohne weitere Vorkommnisse und finde auch gleich den genannten Parkplatz.

Die Aussicht ist grandios und nachdem ich ein paar Schritte laufe, sehe ich, dass es mir 200 Meter weiter vorne ein bisschen besser gefällt, da es erstens nicht so abschüssig ist und zweitens ein bisschen mehr Leute vorbei kommen, was mir sehr recht ist. Sicherheitshalber frage ich ein paar Anwohner, ob es okay ist, wenn ich hier stehe und sie meinen nur: Kein Problem! Ist ein öffentlicher Parkplatz. Na dann, Kühlschrank umstellen, Tasche packen und los geht's die Gegend erkunden. Ich möchte unbedingt runter an den Strand.

Runter an den Strand ist wörtlich gemeint, denn es trennen mich 50 Stufen vom Strand. Und ja, ich muss die Stufen immer zählen... Wie Du siehst ist es hier kein feiner Strand, so wie in Cullera, sondern es sind alles Steine. Allerdings gut für mich, denn so kann ich wieder ein paar davon mitnehmen um sie bei Gelegenheit wieder zu bemalen. Zehn Stück suche ich mir aus und stecke sie in meinen Turnbeutel.

 

Übrigens, ich habe meine neuen Schuhe an und Morgen habe ich bestimmt Muskelkater in den Fußzehen. Der Rest vom Fuß ist das Barfußlaufen ja schon gewohnt, doch diese Zehen-Schuhe habe ich heute zum ersten Mal an. Ein bisschen ulkig sieht es ja schon aus... und ganz so angenehm ist das Laufen damit auch noch nicht wirklich... Doch es soll den Füßen nach und nach sehr gut tun. Ich bin gespannt! Mein "großer Onkel" ist im Vergleich zu meinen anderen Fußzehen sehr groß bzw. lang, daher musste ich diese Schuhgröße wählen - bei den anderen Fußzehen schaut es so aus, als ob ein Stück vom Zeh fehlen würde.

Strand erledigt! Jetzt möchte ich noch zum Hafen und da ich keinen Weg entdecke, laufe ich die 50 Stufen wieder hoch und die Straße entlang. Vosichtshalber frage ich lieber jemanden, wie ich zum Hafen komme... Der nette Herr sagt mir doch dann glatt, dass ich am besten wieder zum Strand runter laufe und ganz am Ende geht ein Weg direkt zum Hafen. Er versichert mir, dass der Weg auf jeden Fall da ist und ich lieber den kürzeren Weg über den Strand nehmen soll. Über die Straße wäre es wesentlich länger und nicht so schön.

 

Also los geht's, wieder an den Strand, dran vorbei und an der anderen Ecke wieder raus auf der Suche nach dem Hafen... Und da ich schon wieder vergessen habe, dass ich die Steine im Turnbeutel habe, trage ich sie auch die ganze Zeit, anstatt mir später neue zu suchen...

 

Eigentlich ist der Hafen Privatgelände... Doch wenn ich nicht gucke, dann kann ich mir doch nicht meine Jacht aussuchen... Und außerdem, weiß doch eh keiner, ob ich dazu gehöre oder nicht. Am anderen Ende des Hafens bin ich so unterzuckert, dass mir erst einmal eine Cola bestelle und kurz verschnaufe. Ist doch anstrengend das Ganze... Appetit hätte ich zwar auch - aber eben keinen Hunger! Also bleibt's bei der Cola. Außerdem habe ich auch noch mein neues Sommerauto im Visier... Doch ich glaube hierfür brauche ich dann immer eine Cola-Kiste oder ein Treppchen um überhaupt ins Auto zu kommen...

Allmählich trete ich den Rückweg an, denn es dauert doch noch ein Weilchen bis ich an die Trude komme. Direkt am Stein-Strand hat sich ein WoMo eingefunden, doch da unten möchte ich, glaube ich, dann lieber doch nicht stehen. Weiß auch nicht, hier oben fühle ich mich ein wenig sicherer.

Nach fast 10km Fußmarsch insgesamt, komme ich endlich an der Trude an. Jetzt laufe ich keinen Meter mehr! Ich mache es mir in der Trude gemütlich, lese noch ein paar Kapitel in meinem Buch und schreibe meinen heutigen Reisebericht. Heute ist es das krasse Gegenteil von gestern - heute ist absolut niemand zum Quatschen da. Ist aber gar nicht schlimm. Ich genieße heute die Stille und höre den Möwen beim Kreischen zu und den Wellen, wenn sie gegen die Brandung schlagen. Wunderschön!

 

Mittlerweile wird es auch schon wieder dunkel und der Wind hat aufgefrischt. Es pfeift hier ganz schön. Ich hoffe, dass ich trotz allem etwas windgeschützt stehe, sonst wird es nachher ganz schön schauekeln. Doch dieses Mal weiß ich es und denke nicht wieder, dass jemand an der Trude hängt und sie schubst!

 

Zum Abendessen werde ich dann ein Rührei mit ganz frischen Knoblauch machen - der sieht übrigens aus wie dünne Lauch- / Frühlingszwiebeln - ist aber Knobi. Da freue ich mich schon die ganze Zeit darauf. Danach werde ich vielleicht noch ein bisschen telefonieren und heute vielleicht mal ein bisschen früher ins Bett gehen. Mal schauen. Auf jeden Fall werde ich mich gleich mal ein bisschen gemütlicher und wärmer einpacken und die Wärmflaschen düfen heute Nacht auch nicht fehlen.

Tag 17: Donnerstag, 17. November 2022

03590 Altea - 03560 El Campello: 96km

 

Heute Morgen fängt der Tag echt schon gut an. Sowohl wirklich, als auch ironisch - ein bisschen von jedem... Ich bin gestern Abend gegen 21.00Uhr ins Bett und habe bis heute Morgen um 7.00Uhr geschlafen. Anscheinend habe ich etwas mehr Schlaf bitter nötig. Ich bin mit einem herrlichen Blick auf das Meer und mit Möwengekreische sowohl eingeschlafen als auch aufgewacht. So weit so gut...

Doch jetzt geht's los. Als aller erstes entdecke ich wieder einen Wasserfleck im Bett und das, obwohl ich die Wärmflasche wirklich sorgfältig geschlossen und kontrolliert habe. Anscheinend ist irgendwo eine Art Haarriss drin - also werde ich sie heute noch entsorgen, bringt ja nichts außer ein nasses Bett. Danach gehe ich raus um Bilder zu machen und beim reinkommen stolpere ich über den Teppich auf der ersten Stufe. Beinahe schlage ich mir auch noch das Knie auf - und den Kopf an... Es geht allerdings, mit einem Schrecken, noch glimpflich aus. Alles gut. Doch als krönenden Abschluss setze ich meinen Kaffee auf und wundere mich, dass nichts passiert. Irgendwann denke ich mir, das sich vielleicht die Flamme mal höher stellen sollte, vielleicht liegt's auch am Gas... Als dann immer noch nichts passiert und ich die Kanne in die Hand nehmen möchte, habe ich auf einmal nur noch den Griff in der Hand... Ich habe den Griff sooo sehr erhitzt, dass er regelrecht geschmolzen ist. Kaffee habe ich trotzdem keinen, denn anscheinend habe ich vergessen Wasser einzufüllen. Wenn's mal läuft, dann so richtig, oder? Nachdem ich dann ordentlich lüfte, geht es mir besser, denn der verschmorte Kunststoff stinkt ganz schön.

Heute muss ich es also ohne Kaffee wuppen... Ich koche mir einen Tee, doch das ist einfach nicht das Gleiche...

 

Also ohne Kaffee, packe ich alles zusammen und fahre in die Nähe von Xixona. Erst möchte ich mit Autobahn, dann doch lieber Landstraße und zum Schluss entscheidet Berta, mein Navi, ganz alleine und wir fahren sowohl über die Landstraße, als auch über die Autobahn und als Krönung zahlen wir auch noch 0,80€ Maut. Und dabei habe ich Berta ausdrücklich gesagt, dass ich kein Geld für Autobahnen zahlen möchte! Kein Verlass auf Berta, dabei waren die Einstellungen richtig. Naja, es darf besser werden...

 

Ich komme am Museum für Turrón El Lobo (der Wolf) an, parke und gehe rein. Die nächste Führung fängt in 15 Minuten an und ich kann mich ihr anschließen, wenn ich möchte. Ja, gerne. Allerdings ist das eine Führung für eine Integrations-Schulklasse von ca. 13-14jährigen Teenies. Ein wenig laut das Ganze... Drei ältere Herrschaften sind wie ich auch mit von der Partie. Wir bekommen eine Führung durch die Fabrik, allerdings dürfen wir hier keine Fotos machen. Die Fabrik ist nur von Juni bis Ende November in Betrieb. Ich habe also Glück! Im eigentlichen Museum dürfen wir dann wieder fotografieren. Mittlerweile gibt es sooo viele Geschmacksrichtungen: mit Zucker, nur mit Honig, für Diabetiker, mit Früchten, Schokolade, Marzipan, und, und, und... Eine Kleinigkeit habe ich mir auch rausgesucht - ich kann einfach nicht dran vorbei gehen ohne etwas zu kaufen. Probieren darf ich eine Schoko-Variation. Ich nicht ganz so das meine .Ich hätte mich über ein Stückchen Original-Turrón mehr gefreut, doch es ist auf die Kids ausgerichtet.

Danach fahre ich nach Xixona, da mein Cousin mir abgeraten hat bis nach Tibi mit der Trude zu fahren. Die Straße dorthin ist nicht besonders gut. Okay! Er kennt sich aus. Bleibe ich in Xixona, hier gibt's bestimmt auch Schönes zu sehen.

 

In Xixona selbst kann ich heute endlich meinen Müll entsorgen, da ich letzte Nacht ja in einer ganz normalen Straße gestanden und ich dort keine Gelegenheit gehabt habe. Ich kaufe hier auch ein bisschen ein, denn ich stehe direkt nebem dem Lebensmittelladen "más y más". Auf dem Weg zur Trude fällt mir auf, dass der Wind ganz schön heftig ist und ich von allen Seiten frei stehe. In der Trude selbst spüre ich es noch viel deutlicher während ich mit unserem Jüngsten telefoniere. Ich beende das Gespräch vorzeitig und fahre doch lieber wieder an die Küste, mir ist das hier zu unheimlich mit Windgeschwindigkeiten von 80-90km/h. Nee, nee, nicht das wir zum Schluss noch irgendwie auf der Seite liegen, und außerdem, so ein Geschaukele mag ich gar nicht, da werde ich ja noch seekrank. Also fahre ich wieder los und komme eine gute halbe Stunde später in El Campello an. Hier stehe ich jetzt auf einem Parkstreifen in einer Sackgasse direkt am Strand. Der Ausblick ist herrlich und ich bin zumindest von einer Seite durch die Häuser geschützt.

Kaum komme ich an, fühle ich mich gleich viel besser und rufe Sohnemann wieder an um mit ihm weiter zu quatschen. Ist ja ganz schön unhöflich von mir so aufzulegen, doch das Wegfahren hatte in diesem Fall einfach Priorität. Nach dem Telefongespräch mit ihm und danach mit meiner Mama, essse ich noch schnell eine Drachenfrucht, packe nun endlich meine Tasche und gehe auf Entdeckungstour. Direkt am Strand - der mir übrigens überhaupt nicht gefallen hat, da ich den in Cullera gewöhnt bin - treffe ich einen netten Mann, der jetzt Schwimmen geht und mir erzählt, dass ich mir unbedingt die Ausgrabungsstätte anschauen soll, die ist noch aus der Mauren-Zeit. Über Stock und Stein und was auch immer das andere hier noch ist, mache ich mich auf den Weg und komme 15 Minuten vor der Mittagsruhe dort an.

Ich habe Glück und darf für 2,00€ Eintritt noch rein. Die Ausgrabungsstätte La Illeta ist recht schnell besichtigt, wenn man sich nicht die Mühe macht, alle Schilder zulesen, denn so sieht irgendwie ein Steinhaufen wie der nächste aus. Falls mir mal bei Regenwetter langweilig ist, kann ich mir dann die Schilder und die Fotos zusammen anschauen, ich habe nämlich vorsichtshalber beides mal fotografiert. Du bekommst hier allerdings nur die Fotos...

Im Anschluss laufe ich an den Hafen und denke dabei an meinen Lieblingsmensch, denn er liebt Häfen...

Der Weg führt mich weiter bis zur Touri-Info. Allerdings wird mir heute hier nicht wirklich weiter geholfen, denn sie nennt mir fast nur die Sachen, die ich schon gesehen habe. Ich laufe also zur nächsten Kirch - der einzigen in der Nähe - doch sie hat zu. Ich gehe auch in den nahegelegenen Park - doch sooo schön ist der nicht - bis auf diesen herrlichen Baum. Er erinnert mirch ein bisschen an den Film Avatar - Aufbruch nach Pandora.

 

Die Dame an der Info erzählt mir, dass die Stadt in zwei Bereiche eingeteilt ist. Das Fischerdorf direkt am Strand, bei dem die noch vorhandenen alten Häuser jeweils eine Eingangstür zum Strand und eine auf der entgegen gelegenen Seit haben. Wenn das Wasser früher stieg, wurde die eine Tür verbarrikadiert und nur noch die anderer benutzt. Auf der anderen Seite der Stadt gibt's das Arbeiterdorf, bei denen es nur eine riesig große Tür gibt, durch die die Arbeiter früher mit samt den Pferden und Karren bis ins Haus fuhren. Die erste Version siehtst Du auf dem Foto, für die zweite Version hätte ich noch viel länger laufen müssen und da ist mir nicht danach.

 

Allmählich mache ich mich wieder auf den Rückweg. Die Ferretería (Eisenwarenhandel), wo ich eigentlich meine neue Kaffeemaschine kaufen möchte, hat jetzt noch geschlossen, doch glücklicherweise komme ich an einem Chino vorbei, der alles hat - auch eine Kaffeemaschine für mich! Juhuu!!

An der Strandpromenade gönne ich mir heute gleich fünf Eis am Stiel... Die haben wir immer unseren Kids gekauft und eins davon bekam wir dann auch ab. Eine Cola gibt's heute auch wieder und als ich sie auf der Bank abstelle, auf der ich gerade eine kleine Pause mache, bläst sie der Wind fast um - und dabei ist die Dose voll!! Du kannst Di also vielleicht vorstellen mit was für einer Kraft der Wind hier gerade bläst. Gott sei Dank stehe ich heute nicht ganz frei...

Jetzt bin ich wieder in der Trude und während ich hier schreibe, kämpfen drei Katzen miteinander, schreien sich wortwörlich an und zwei von ihnen springen doch tatsächlich auch wieder auf die Trude. Die haben's aber mit der Trude. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie nicht unbedingt kämpfen, sondern vielleicht jemand ganz rollig ist... Und ich bin es definitiv nicht!

 

Gleich werde ich mir noch einen leckeren Salat und Hühnerspießchen zum Abendessen machen und dann mal schauen... Wie immer... Mach's gut und bis Morgen!

 

Ach, und übrigens, von meinen Zehen-Schuhen habe ich immer noch Muskelkater in den Fußzehen und vom Wasser schleppen mit der Gießkanne tut mir auch immer noch mein rechter Unterarm weh. Sobald ich etwas heben möchte, fange ich an zu zittern. Also, wenn ich mir eine Gießkanne kaufe, dann nur eine Kleine... Auch wenn ich dann mehrere Spaziergänge machen mus bis zur Trude und an die Wasserstelle...

Tag 18: Freitag, 18. November 2022

03560 El Campello vor Ort: 0km

 

Heute Morgen stehe ich auf und mein erster Gedanke ist: "Ich habe heute keine Lust zu fahren!" Und was soll ich sagen... Ich stehe immer noch an diesem hübschen Plätzchen, wie auch gestern schon und es fühlt sich genau richtig an.

 

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich viel zu schnell reise. Jeden Tag was Neues - man könnte meinen ich bin auf der Flucht oder habe Angst irgendwas zu verpassen. Heute lege ich definitiv einen Bastel-Lese-Chill-Tag ein. Ich mal mal Pause! Und wie Kirsten, die ich in Frankreich kennen lernen durfte, heute Morgen so lieg zu mir gesagt hat: "Die Seele muss auch hinterherkommen!" Und Recht hat sie. Ich mach mir irgendwie immer selbst Stress... Das darf sich jetzt ändern! Nur der Gedanke, dass ich am kommenden Mittwoch wieder einen Termin mit meinen Eltern auf der Bank habe, stresst mich irgendwie ein wenig. Oh je, oh je! In den letzten Wochen habe ich mich doch schon sooo sehr an KEINE Termine gewöhnt...

 

Drei Schritte bis zum Meer laufe ich jetzt doch und schaue mir das Meer an...

Der selbe Ort, doch durch den Wetterumschwung sieht es gleich ganz anders aus. Fast ein bisschen gruselig mit den dunklen Wolken. Es ist auch immer noch windig, allerdings haben wir jetzt nur noch Windstärken von 30km/h. Ich pack mich jetzt warm ein, mach es mir in der Trude gemütlich, trinke Kaffee, checke eMails & Co., telefoniere mit meinem Lieblingsmensch und lass meinen Gedanken freien Lauf.

 

Gegen 11.00Uhr frühstück ich und danach wird gelesen und gebastelt. Das Buch, dass ich gerade angefangen habe zu lesen, lautet: Lebe das Leben, von dem Du träumst - von Barbara Sher. Und nachdem ich mich kreativ betätige sieht es in der Trude schon mal ein bisschen chaotisch aus... Und jeder freie Platz wird genutzt. Der Blick dabei aus dem Fenster ist grandios...

Viel mehr wird jetzt heute auch nicht mehr passieren. Ein bisschen Chaos beseitigen, mir was Leckeres kochen, zu Abend essen, nochmal mit meinem Lieblingsmensch telefonieren, vielleicht noch ein bisschen lesen und mich ins Bett kuscheln. Heute mal ein kurzer Reisebericht von mir, doch diese Pause habe ich echt mal nötig! Morgen geht's dann zu meinem Cousin nach Alicante. Da freu ich mich schon sehr drauf! Bis dann... Mach's gut!

Tag 19: Samstag, 19. November 2022

03560 El Campello - 03016 Alicante: 17km

 

Was für eine doofe Nacht. Ich habe das Gefühl, dass ich so gut wir gar nicht geschlafen habe, was zwar natürlich nicht stimmt, sich jedoch so anfühlt. Ich war gefühlt zwanzig Mal wach, wenn's reicht... Und gleich nach dem Aufstehen erwartet mich ein wenig Chaos, denn gestern Abend war mir noch danach ein paar Steine anzumalen, statt aufzuräumen, spülen, etc. - Doch bevor ich anfgange, das Chaos zu beseitigen, gehe ich nochmal raus ein paar Fotos schießen, der Himmel sieht so toll aus! Schau selbst! Hab mich sogar beeilt mit dem Waschen und Anziehen und das hat schon was zu heißen...

Einzigartig, oder? Ich finde es grandios und kann gar nicht genug davon bekommen, daher entscheide ich mich hier im Freien mit meinem Lieblingsmensch zu telefonieren. Danach ist Kaffee und definitiv aufräumen angesagt. Währenddessen fällt mir auf, dass ein Polizeiauto schon das 3. Mal an mir vorbeifährt und das 4. Mal sogar im Schneckentempo und sehr interessiert reinschaut. Nun ja, solange sie nicht. komplett anhalten... Und selbst wenn, hier störe ich niemanden, ich parke ordnungsgemäß und ich habe auch kein Verbotsschild gesehen. Ein doofes Gefühl ist es trotzdem. Was sie wollen und ob sie was suchen, erfahre ich nicht mehr, denn ich bin bin mit meiner Arbeit fertig und fahre los in Richtung Alicante zu meinem Cousin. Nach kürzester Zeit bin ich auch schon da. 17km ist nun auch nicht mehr wirklich viel und über die Autobahn ging das ruck-zuck. Und hier stehe ich nun... Der Strand ist auch heute nur ein Katzensprung entfernt.

 

Als erstes gehe ich einkaufen. Ein kleiner "Tante-Emma-Laden" gefällt mir dieses Mal nicht wirklich und ich entscheide mich zum nächstgelegenen Mercadona zu laufen, was auch nur ein kleines Stückchen weiter entfernt ist. Hier kaufe ich Obst und Gemüse und ein bisschen Chorizo, Salchichón und Jamón ein. Alles Sachen, die nicht unbedingt in Kühlschrank müssen, denn der funktioniert ja mittlerweile nur noch, wenn ich am Landstrom hänge - sonst leider nicht wirklich. Die Einkaufswagen hier sind echt putzig - die Heidelbeeren dafür riesig! Auf dem Rückweg frühstücke ich eine Schale köstliche Himbeeren...

In der Trude räume ich alles weg und bemerke, dass ich eine Flasche Wein gekauft und dafür allerdings mein Mineralwasser vergessen habe... Ja, so kann's gehen... Da hat wohl eine andere Art von Flüssigkeit heute Priorität...

 

Kurze Zeit später holt mich mein Cousin an der Trude ab und nach ein paar Schritten sind wir auch schon bei ihm zu Hause und ich bekomme eine Tour durch die Wohnung. Richtig schön! Gemütlich, sehr offen gestaltet und vor allem gradlinig eingerichtet, so wie es mir auch gefällt - also komplett mein Style! Und der Ausblick aus dem Esszimmer ist unbezahlbar. Du schaust genau aufs Meer. Hier könnte ich stundenlang sitzen... Ach was, ich könnte hier wohnen bleiben! Himmlisch!! Vor allem nur um die 80 Regentage im Jahr - im Vergleich zu Bensheim mit ca. 108 Regentagen im Jahr... Macht schon einen Unterschied!

 

Nach einem Kaffee und einem kleinen deftigen Snack schnappen wir uns den Jüngsten der Familie und gehen ein bisschen am Strand entlang laufen, während die Mama das Essen vorbereitet.

Zum Mittagessen gibt's eine glutenfreie Variation von Spaghetti Carbonara - das original Rezept, ohne Sahne, was super lecker schmeckt - und erst recht, wenn man so liebevoll bekocht und verwöhnt wird. Nach dem Mittagessen darf sich der kleine Mann wieder hinlegen eine Siesta machen und mein Cousin macht mit mir eine kleine Tour durch Alicante. Theoretisch möchten wir die Burg besichtigen, doch als wir oben ankommen, sagt man uns, dass gleich geschlossen wird und wir nicht mehr rein dürfen. Noch dazu dürfen wir "oben" nicht parken. Na gut, dann eben beim nächsten Mal. So ist der nächste Besuch in Alicante schon so gut wie garantiert!

 

Kennst Du den Touri-Bus in Großstädten? Nun, ich habe meinen ganz persönlichen Touri-Guide. Erst bekomme ich die großen Sehenswürdigkeiten vom Auto aus gezeigt und dann machen wir eine kleine Mini-Tour im Schnellverfahren durch die City selbst. Wie gut, dass hier alles flach ist, nah beieinander liegt und ich heute gut zu Fuß bin...

In knapp 90 Minuten haben wir alles gesehen und kommen ein wenig geschafft wieder zu Hause an. Jetzt packe ich. nur noch meine sieben Sachen zusammen und werde an die Trude begleitet. Mittlerweile ist es schon fast 19.00Uhr! Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht, wenn Du Spaß hast! Jetzt schreibe ich hier den Reisebericht, danach wird's noch eine Kleinigkeit zum Abendessen geben und dann werde ich wohl auch in die Heia gehen, denn für Morgen früh habe ich eine kleine Wanderung am Strand entlang geplant.

Tag 20: Sonntag, 20. November 2022

03016 Alicante vor Ort: 0km

 

Ich kann Dir zwar nicht sagen warum, doch meine Nächte sind im Moment nicht so prickeln. Heute Nacht bin ich einmal ganz schreckhaft aufgewacht, weil ich geträumt habe, dass ich mit einem Wohnanhänger unterwegs bin und jemand denkt, er müsste uns als Wippe benutzen und es überall wackelt und ich ordentlich zusammengerüttelt werde. Ich will schon einen Schrei loslassen, als ich merke, dass ich träume... Dann waren heute Nacht wohl ganz in der Nähe ein paar Jugendliche die gedacht haben, sie müssten Party machen. Keine Ahnung bis wann das ging... Und dann natürlich noch die üblichen Übeltäter wie Durst und Pippi... Ziemlich erschöpft stehe ich gegen 07.15Uhr dann doch auf und mache mich fertig. Heute möchte ich eine kleine Wanderung an der Küste entlang unternehmen, die mein Cousin mir empfohlen hat. Theoretisch sollten es ca. 3km an der Küste entlang und 2km an der Straße wieder zurück sein. 5km ist gut machbar, denke ich. Praktisch sieht es allerdings ganz anders aus...

 

Ich laufe los und drehe nach zwei Minuten schon wieder um, denn es ist richtig frisch und windig heute Morgen und ich friere. Also wieder zurück an die Trude, wieder alles aufschließen, noch eine Jacke und Mütze rausholen und alles wieder abschließen. Jetzt kann's losgehen und ich denke mir nichts dabei, als es immer felsiger und steiler wird. Ach, was soll's, mir kommen Leute entgegen und auch in meine Richtung laufen Leute - das wird schon... Das wird schon, endet damit, dass ich beim Pfütze überspringen fast eine Po-Landung vollbringe - schau Dir nur meinen Schuh an, das wäre ganz schön eklig geworden! - und letztendlich ein Stück zurücklaufen muss. Außerdem mutt ich im Laufe meiner Tour ganze 3x einen - für mich - steilen Hang auf dem Po runterrutschen, da ich nicht mehr ein noch aus weiß.

Es ist hier so, dass es keinen offiziellen Weg gibt, sondern viele Möglichkeiten von A nach B zu kommen und anscheinend entscheide ich mich immer wieder für die Super-Fortgeschrittenen-Version ohne es zu ahnen... WEnn unten herum der einfache Weg ist, nehme ich bestimmt den oberen. Und wenn oben der einfachere Weg ist, finden ich nur den Unteren... So geht es mir die ganze Zeit.

 

Ich habe immer nur den Spruch von meinem Cousin im Kopf: "Du schaffst das!" Also habe ich mir immer wieder gesagt: Mein Cousin hat gesagt, ich schaff das! Also los jetzt! Mach's einfach! Und so habe ich mich von Fels zu Fels fortbewegt, hoch und runter, an Klippen entlang usw. - Bloß nicht runter gucken! Irgendwann verlässt mich allerdings der Mut und ich werde von Mal zu Mal müder. Berta, mein Navi, sagt allerdings, dass der Rückweg jetzt länger ist als einfach weiter zu laufen. Na gut, wenn ich erst einmal den Leuchtturm erreiche, ist es fast geschafft... Also laufe ich weiter und bewältige weiterhin meine Angst. Eine gute Therapie-Stunde, wie ich meine Angst überwinde und dabei überlebe ohne durchzudrehen... Und auch noch ganz umsonst...

Mein inneres Kind schreit ganz schön oft nach Hilfe! Bin ich froh, dass ich mich jedes Mal wieder selbst beruhigen kann. So gerne hätte ich zwischendurch eine Hand gehabt, die mich ein wenig festhält und mir Sicherheit gibt. Doch da niemand da ist und ich nicht unbedingt jemand fremdes nach einer Hand fragen will, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich an jedem Felsbrocken, jedem Strauch und jedem Busch fest zu halten. Und irgendwie - ich weiß bis jetzt nicht wie - doch irgendwie, schaffe ich es nach 6km wieder in die Zivilisation! 6km, man bedenke, 6km - keine 3km wie angenommen!! Bin ich jetzt k.o. und super glücklich wieder unen auf befestigtem Boden - mehr oder weniger - zu sein. Zumindest keine Felsen mehr, sondern nur. noch ganz einfacher Sand am Strand...

 

Hier treffe ich zwei Damen, Sara und Kirsten, mit ihren Hunden und verwickle sie gleich in ein Gespräch. Es stellt sich heraus, dass Sara in München gelebt hat und Kirsten in Brüssel und beide sind erst vor kurzem nach Alicante gezogen. Ihre Kinder gehen auf die gleiche europäische Schule und die gleiche Klasse und beide sprechen sowohl spanisch als auch deutsch! Wie schön! Nach kurzer Zeit biegt Sara in ihre Straße ein und Kirsten und ich laufen noch gemeinsam ein Stück weiter. Sie bringt mich nämlich an die Hauptstraße, wo ich entweder zurück laufen oder mit dem Bus fahren kann. Obwohl wir uns fremd sind, entwickelt sich ein sehr nettes Gespräch und Kirsten macht mir viel Mut weiter zu machen, was ich einfach nur grandios finde! Den Rückweg bewältige ich natürlich auch zu Fuß, obwohl mir die Füße jetzt schon qualmen - etwas anderes lässt mein Stolz gar nicht zu...

Nach mehreren Stufen, Kreiseln, Hauptstraßen und Parks komme ich ziemlich geschafft,  nach über 8km und 2 Stunden 45 Minuten endlich wieder an der Trude an. Ich bin fix und fertig und mega stolz auf mich. Jetzt packe ich frische Wäsche ein und nehmen das Angebot zum Duschen bei meinem Cousin gerne an. Ich komme genau rechtzeitig, denn er kommt mir mit Sohnemann schon entgegen. Sie wollen Kaffee trinken gehen und warten nur noch auf Mami. Mir wird der Schlüssel in die Hand gedrückt und schon läuft die Family los. Ich dusche erst Mal gemütlich und mache noch ein Bild von der Aussicht aus dem Esszimmerfenster und vom Herd - der fasziniert mich immer wieder... Siehst Du die drei regelmäßigen runden Punkte auf der Arbeitsfläche? Das sind sozusagen die Herdplatten. Jetzt brauchst Du nur noch Induktionstöpfe und los geht's. Ich musste mich das gleich mal näher angucken... Genial!

 

Die Dusche ist herrlich, meine Muskeln entspannen sich unter dem heißen Wasser und ich fühle mich wieder frisch und munter. Das habe ich jetzt auch bitternötig, denn Berta, mein Navi, meinst es mal wieder gut mit mir und als ob ich nicht schon genug gelaufen bin, schickt sie mich über Umwege an eine Sackgasse um mir dann zu sagen, dass ich doch lieber wieder 500 Meter in die andere Richtung laufen soll. Oh Berta!! Völlig erschöpft komme ich dann auch im Café an, lache über die verwunderten Blicke bezüglich der Richtung aus der ich komme und genieße dort im Aschluss meinen Kaffee! Danach spazieren wir gemütlich wieder nach Hause, dieses Mal ohne Umwege, machen jedoch einen kurzen Abstecher an die Trude, damit meine Family einen Blick reinwerfen kann und bestellen eine Paella Marinera für vier Personen zum Mittagessen.

Anscheinend haben wir alle Hunger, denn wir essen sie komplett auf und hätten locker noch die eine oder andere Portion mehr gegessen. Vielleicht nicht unbedingt aus Hunger, sondern eher aus Appetit, doch weiter gegessen hätten wir auf jeden Fall. Die ist aber auch lecker! Und dabei hätte theortisch eine Portion übrig bleiben sollen für meinen Cousin für Morgen. Ich sag nur: Pech gehabt! Im Anschluss gibt's Kaffee und ich bekomme den letzten Schoko-Keks zum Nachtisch. Von den Keksen muss ich mir die Tage unbedingt welche im Mercadona besorgen, denn die sind Gluten und Laktose frei - also ideal für mich, wenn mal wieder der kleine Schoko-Heißhunger kommt und vor allem sind sie echt lecker.

 

Nach einem gemütlichen Beisammensitzen verabschiede ich mich und komme glücklich, zufrieden und mit einem vollen Bauch gegen 16.00Uhr wieder an die Trude. Jetzt werden die Reiseberichte geschrieben, denn Sonnenuntergang von der Trude aus bewundert und dann wird nur noch entspannt. Ich laufe heute keinen Meter mehr! Auch nicht für den Sonnenuntergang! Knapp 12km an einem Tag sind mehr als genug. Und ich nehme an, wirklich alt werde ich heute auch nicht. Ich bin sooo müde, dass ich auf der Stelle einschlafen könnte. Morgen geht's dann wieder auf Tour in Richtung zu meinen Eltern zurück... Das waren zwei wirklich schöne Tage bei meinem Cousin und schreit jetzt schon nach Wiederholung! Und die Burg muss ich beim nächsten Mal ja auch noch unbedingt besichtigen!

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