Überwinterung Teil II - November 2022

Tag 6: Sonntag, 06. November 2022

48250 La Bastide-Puylaurent - 34800 Clermont-l*Hérault: 239km

 

Heute habe ich eine sehr unruhige Nacht verbracht. Ich hatte gestern Abend die ganze Zeit das Gefühl, dass die Trude wackelt. Als ob jemand dran rütteln würde. Es war aber weit und breit niemand zu sehen und bei einer Windgeschwindigkeit von 14km/h sollte das eigentlich auch nicht so zu spüren sein, oder? Und noch dazu war die Handbremse angezogen. Also keine Ahnung was ich gemerkt habe, doch mir war so komisch, dass ich nach dem Abendessen schon wieder im Bett lag. Immerhin dieses Mal erst um 19.30Uhr. Noch dazu war es sooo kalt - ich glaube, es waren gerade mal 3°C -, dass ich trotz zwei Decken, zwei Wärmflaschen und zwei Paar Socken immer noch gefroren habe.

 

Heute Morgen friere ich gerade so weiter, wie es gestern aufgehört hat. Ich mache mir auch schon beide Wärmflaschen wieder einsatzbereit und vergesse ganz, dass gestern Abend ja ein kleiner Hulk am Werk war... Ich weiß zwar immer noch nicht wie, doch ich habe den Deckel vom Wasserkocher kaputt bekommen. Mal schauen, was ich wohl noch alles klein kriege...

Und das Wasser funktioniert heute auch nicht wie es sollte. Mal schauen, ob ich heute noch die Muse finde um mal nach der Pumpe zu schauen. Vielleicht hat sich da irgendwas vor den Schlauch gesetzt... Schon irgendwie doof, wenn man sich jetzt um alles kümmern muss. Ich freu mich allerdings, dass ich meinen persönlichen Support - mein Lieblingsmensch - immer sofort am Telefon habe, wenn ich mal wieder die Krise bekomme. Nun gut, alles erledigt, alles und mich warm eingepackt - dieses Mal sogar mit zwei Wärmflaschen im Rücken - und los geht's...

 

Berta, mein Navi, führt mich auch dieses Mal die Hälfte der Zeit durch enge, kleine Straßen und ständigen Kurven nach rechts und links. Ich erwische mich sogar dabei, wie ich mich in eine Kurve reinlege... Passiert Dir das auch? Dabei lässt sich die Trude auch nicht anders fahren, egal, ob ich mit auf der Seite liege oder nicht... Oh man! Der Rest der Strecke führt dann erst über die N88 und dann über die A75 bis nach Millau und dann weiter bis nach Clermont-l'Hérault. Die A75 kenne ich schon gut aus anderen Fahrten nach Spanien und weiß noch, dass ich schön langsam machen muss, erst recht, wenn es nach unten geht, denn da bekommt die Trude ganz schön viel Speed! Die Bremsen glühen regelrecht.

 

Hier stehe ich jetzt auf einem Weingut und wenn ich es richtig verstanden habe, könnte man sogar heute Abend eine kleine Weinprobe mitmachen. Mal schauen, ob mir nachher danach ist. Wenn, dann ist es nämlich erst um 18.30Uhr und da liege ich ja eigentlich schon wieder fast im Bett...

 

Die Sonne scheint und wir haben 17°C. Daher beschließe ich ein bisschen laufen zu gehen. Theoretisch möchte ich auf's nahegelegene Schloss, doch man muss da die ganze Strecke an der Hauptstraße entlang laufen, an der die Autor regelrecht vorbeisausen und das ist mir jetzt doch zu gefährlich. Leider gibt es keinen Geh- oder Wanderweg, daher drehe ich wieder um, besichtige die kleine Kirche und laufe zurück zur Trude.

Ein paar Tierchen finden gefallen an mir und ich an ihnen...

Ja, so einiges geht mir gerade wieder durch den Kopf, denn mein Lieblingsmensch hat mir vorgeschlagen, vielleicht doch lieber einen Stellplatz für die Trude an Weihnachten zu suchen und mit dem Flieger zurück nach Deutschland zu kommen. Wenn Du also jemanden kennst, der vielleicht jemanden kennt... - der einen Stellplatz für die Trude in der Nähe von Valencia hat, lass es mich gerne wissen. Du siehst, auch wenn ich schon gute 1000km von zu Hause weg bin, nehme ich meine Grübeleien mit... Ayayay... Das darf doch auch anders gehen, oder? Also, jetzt schalte ich mal ab und vielleicht bastle ich nochmal ein wenig, denn es hat mir gestern echt Spaß gemacht. Vielleicht setze ich mich aber auch noch ein bisschen in die Sonne mit einem Buch oder so. Ach, mal schauen, wonach ich gleich Lust habe. Auf jeden Fall kommt der Rechner jetzt wieder in den Schrank.

Tag 7: Montag, 07. November 2022

34800 Clermont-l'Hérault - 17491 Peralada: 221km

 

Gestern Abend wurde es noch sooo schön!! Ich habe gleich zwei weitere alleinreisende Frauen kennengelernt und zum Schluss saßen wir zu dritt in der Trude und haben über Gott und die Welt gequatscht. Aber spulen wir nochmal zurück...

 

Gestern Abend, pünktlich um 18.30Uhr - nachdem ich schon meinen Schlafanzug anhatte - hat es an meiner Tür geklopft und ich wurde zu einer Führung und Weinprobe vom Neffen des Gutsherren eingeladen. Damit hatte ich irgendwie nicht mehr gerechnet und so habe ich mich doch nochmal schnell umgezogen und war dann fünf Minuten später in der Halle. Dort hat Kirsten schon gewartet - eine der alleinreisenden Damen - und wir haben eine Führung durch das Weingut und eine ausführliche Präsentation über die Weinherstellung bekommen, allerdings nur auf Französisch. Ich war sehr froh, dass Kirsten viel mehr Französisch als ich kann und so hat sie mir die wichtigsten Sachen immer Übersetzt. Herzlichen Dank nochmal liebe Kirsten!

 

Kirsten hat dann die Weinprobe mitgemacht und ich durfte jeweils an ihrem Glas schnuppern, denn zur Zeit trinke ich keinen Alkohol. Tut mir im Moment einfach nicht wirklich gut mit meiner Fibro. Das Riechen hat schon gereicht... Zwei Fläschchen Wein habe ich trotzdem mitgenommen. Als wir schon fast am Gehen waren, kam dann noch Beate dazu - die Dritte im Bunde - die auch alleine on Tour ist. Nach kurzer Zeit war klar, dass wir uns unbedingt nochmal zusammensetzen möchten und so haben wir es uns dann in der Trude gemütlich gemacht. Ein richtig toller Abend, der mich auf meiner Reise seht gestärkt hat. Vielen Dank Mädels, ihr seid toll!!

 

Letztendlich haben wir sogar Nummern ausgetauscht und halten uns jetzt gegenseitig auf dem Laufenden... Kirsten mit ihrer Helga auf vier Rädern und Beate mit ihrem Efix Ludi. Man weiß ja nie, wann man sich wiedertrifft... Am nächsten Morgen gibt's dann noch ein Dreier-Selfie und wir verabschieden uns. Gegen 08.25Uhr fahre ich dann auch los und um 10.20Uhr sehe ich endlich das erste Mal das Meer in Frankreich - allerdings nur beim Vorbeifahren. Um 11.25Uhr fahre ich über die spanische Grenze und um 12.05Uhr bin ich dann endlich in Peralada.

Die Fahrt von der Grenze bis nach Peralada ist mal wieder sehr abenteuerlich und ich denke, dass ich mehr über Feldwege als über die wirklich offizielle Straße fahre, doch laut den Schildern ist das wirklich die offizielle Straße. Ist also auch nicht viel besser als in Frankreich...

 

Hier in Peralada stelle ich mich gleich mal bei den deutschen Nachbarn vor. Ein älteres Pärchen aus Karlsruhe steht genau vor mir und schnell sind wir Mitten im Gespräch. Danach mache ich einen kleinen Ausflug in die Altstadt. Und der Ausflug wird wirklich kurz, denn innerhalb kürzester Zeit laufe ich jede Straße zwei Mal ab. Ist halt echt winzig, doch zauberhaft. Das Museum kann ich leider nicht besuchen, obwohl es sehr schön sein soll, da es montags geschlossen hat. Schade.

Am Stellplatz angekommen, wird es hier allmählich echt voll. Zwei Holländerinnen stellen sich so kanpp neben mich, dass ich so definitiv Morgenfrüh nicht rauskomme, also muss das Gespräch gesucht werden. Und was soll ich sagen, es entsteht sogleich eine gute Bindung zwischen uns und mit Deutsch und ein paar Brocken Englisch kommen wir serh gut zurecht. Sie warten noch auf eine Dritte Dame uns so halten wir ihr schon mal in der Sonne ein Plätzchen frei, genießen einen Kaffee/Tee und quatschen über unsere Reisen. Mit Nel, Josephine und Andrea verstehe ich mich auf Anhieb so gut, dass sie mich abends zum Essen bei Josephine im WoMo einladen. Es gibt Frikadellen (mit und ohne Fleisch), dazu Kartoffeln, Blumenkohl mit Käse überbacken und ein Sößchen. Ich werde sooo verwöhnt! Da komme ich mit meinem Nachtisch, bestehend aus frischem Obst und einer wirklich sehr herben Zartbitterschokolade (99% Kakao), kaum an. Es ist ein herrlicher Abend und wir lachen sehr viel gemeinsam - vor allem weil sie mich wieder an die Trude zurückschicken, damit ich mir mein eigenes Geschirr mitbringe... Sie erzählen mir auch vorn der App Polarsteps auf der man seine Reise nicht nur markieren, sondern auch die von anderen verfolgen kann. Und somit folge ich jetzt gleich drei Damen und habe zeitgleich auch drei Follower. Nicht schlecht, dann kann man immer sehen, ob man in der Nähe ist und sich nicht vielleicht doch nochmal treffen kann.

Bevor ich allerdings zu diesem herrlichen Abendessen gehe, habe ich mich auch gleich noch mit Alex und ihrer Hündin Minu angefreundet und gemeinsam unternehmen wir noch einen sehr schönen und langen Spaziergang und unterhalten uns echt gut. Als wir wieder am Stellplatz ankommen, sind die Holländerinnen auf Achse und haben liebevollerweise meinen Stuhl mit weggepackt. Man weiß ja nie... 

 

Und somit habe ich auch heute einen wundervollen Tag mit wunderschönen Gesprächen und vielen aufmunternden Worten und Zusprüchen, dass ich genau das Richtige mache und so fühlt es sich auch an. Es heißt nicht, dass ich meine Lieben zu Hause nicht auch vermisse und doch fühlt es sich gut und richtig für mich an.

Tag 8: Dienstag, 08. November 2022

17491 Peralada - 43736 El Masroig: 306km

 

Nach einem schönen Spaziergang direkt nach Sonnenaufgang klopfe ich pünktlich um 8.00Uhr an den Türen meiner drei neuen Freundinnen um mich von ihnen zu verabschieden, und natürlich auch, damit mich Andrea rausfahren lässt. Insgesamt haben sich 16 WoMo's auf dem Platz eingefunden, obwohl er eigentlich nur für 6 WoMo's ausgelegt ist. Schon der Wahnsinn! Doch es klappt trotzdem gut.

Meine Fahrt führt mich heute lange Zeit über die Autobahn und somit kommen auch die vielen Kilometer zustande. Zwischendurch muss ich tanken und werde gleich mal verarscht. Sorry, für den Ausdruck, doch genau so ist es. In Spanien gibt es im Moment einen Rabatt beim Tanken, der Dir beim Zahlen angerechnet wird. Als ich zum Bezahlen rein komme, werde ich super freundlich empfangen und bekomme eine Tasse geschenkt! Oh, dass ist aber nett. Ich bin total hin und weg. Eine Disney-Tasse, so hübsch und farblich passst sie auch prima in die Trude. Was ich allerdings erst am Abend auf der Quittung entdecke, ist, dass sie mir diese für 5,99€ berechnet haben, obwohl sie angeblich geschenkt war. Somit haben sie sich einen Teil des Rabatts gespart und da ich trotzdem einen Teil des Rabatts bekommen habe, ist es mir nicht gleich aufgefallen. Wie gemein, oder? Also pass' ja auf, wenn Du in Spanien tanken solltest! Noch bis Ende des Jahres soll dieser Rabatt gültig sein. Der Dieselpreis war heute übrigens bei 2,019€/Liter.

Hier an der Tankstelle fülle ich auch das erste Mal ganz alleine Wasser auf! Was für ein Akt! Erst schließe ich den Filter falsch herum an, dann habe ich die Anschlüsse nicht fest genug drauf gesteckt und irgendwann macht es dann sowohl in meinem Kopf, als auch an den Anschlüssen "klick" und dann heißt es endlich: Wasser Marsch!! Da ich allerdings von außen nicht auf die Füllanzeige im Inneren schauen kann, fülle ich solange, bis es anfängt überzulaufen. Schnell drehe ich dann alles wieder zu und baue alles wieder ab - nur habe ich leider da noch keine wirkliche Übung drin und habe danach nasse Füße. Die Heizung auf die Füße in der Trude trocknet sie dann schnell wieder.

 

Nach einer großen Strecke Autobahn und wieder vielen, vielen Kurven auf der Landstraße komme ich also gegen 12.50Uhr endlich in El Masroig an. Hier stehen schon zwei WoMo's. Die Spanierin spreche ich gleich an, doch sie fährt leider gleich los. Sie stand letzt Nacht hier uns sie zieht es ans Meer. Am anderen Fahrzeug ist niemand zu sehen und so schau ich mich hier erst einmal um. Ich muss feststellen, dass dieses Städchen noch viel kliener als das von gestern ist und nach einer knappen Stunde bin ich schon wieder zurück. Hier gibt es nur ein paar alte Häuser und eine Kirche zu sehen. Ein bisschen gruselig ist es schon, denn man sieht absolut niemanden auf der Straße laufen - alles ist wie ausgestorben.

Wieder an der Trude angelangt ist das andere WoMo auch weg, dafür stehen jetzt Kevin und Lian aus Schottland da. Wir unterhalten uns kurz, da mein (Schul-)Englisch mit dem schottischen Englisch nicht so ganz zusammenpasst, doch irgendwie verstehen wir uns dann doch. Kevin bietet mir an, jederzeit bei Ihnen anzuklopfen, wenn was sein sollte. Toll diese Gemeinschaft! Ich bin von mal zu mal begeisterter.

 

Ich hole erst einmal Tisch und Stuhl raus und dann bastle ich ganze drei Stunden bis die Sonne allmählich untergeht. Wärenddessen gesellt sich ein weiteres WoMo zu uns, was aber für sich bleibt und wohl keinen Kontakt möchte. Auch gut - jedem das seine...

Theoretisch möchte ich auch noch draußen zu Abend essen, doch nach dem Salat gehe ich ganz schnell rein, denn es wird von jetzt auf gleich echt kalt. Drinnen esse ich noch ein wenig Obst zum Nachtisch und wärme mich bei einer Tasse Tee wieder auf. Oh ja, ab und zu trinke ich auch mal einen Pfefferminz-Tee. Ich bin echt froh, dass ich mir in Frankreich eine Fliegenklatsche gekauft habe, denn heute brauche ich sie definitiv. Keine Ahnung warum ich auf einmal sooo viele Fliegen in der Trude habe... Die Jagd beginnt! Und ich taufe das Städtchen in die Katzen-Fliegen-Stadt um... Irgendwann ist endlich Ruhe und ich verbringe eine richtig schöne ruhige Nacht.

Tag 9: Mittwoch, 09. November 2022

43736 El Masroig - 46820 Anna: 375km

 

Heute schlafe ich in der Tat ein wenig länger und somit fahre ich auch erst um 08.45Uhr los...

Die Fahrt geht weiter über die Autobahn bis nach Náquera und dann über eine sehr kaputte Straße mit mega vielen Schlaglöchern bis zum besagten Stellplatz. Hier angekommen fühle ich mich in einer Art Kommune allerdings überhaupt nicht wohl und nach einer halben Stunde Pause fahre ich wieder weiter. Für viele, laut den Kommentaren in der App, der Himmel auf Erden... Für mich nicht. Mein Bauchgefühl sagt, wir fahren weiter und so geht die Fahrt weiter...

 

Mein nächstes Ziel ist Massamagrell, in Strandnähe und auch nur 20 Minuten von Náquera entfernt. Als ich hier ankomme, muss ich leider feststellen, dass der Platz schon mehr als überfüllt ist und ich keinen Platz mehr finde und ehrlich gesagt, möchte ich nicht am Straßenrand parken, wie das einige andere tun.

 

Letztentlich entscheide ich mich einfach weiter zu fahren bis nach Anna, da wo ich mich sowieso Morgen mit meiner Familie treffen möchte. Theoretisch noch eine Stunde Fahrtzeit über die Autobahn... Denkste, denn Berta, mein Navi, hat noch eine kleine Überraschung auf Lager. Sie schickt mich doch glatt durch ganz Valencia! Mittendurch, inkl. gefühlten tausend Ampeln und Kreisverkehren mit vier Spuren und Ampelschaltung. Die Hölle! Doch ich glaube, jetzt kann mich mit meiner Trude nichts mehr aus der Ruhe bringen! Hat also auch Vorteile...

 

Einen ganz großen Vorteil allemal, denn, wie Du vielleicht noch weißt, funktioniert seit Samstag mein Wasser nicht mehr richtig. Es kommt nur noch ein Rinnsal aus der Küchenarmatur und im Bad gar nichts mehr. Nach dem vielen Geruckele in Náquera allerdings - wo ich teilweise im ersten Gang fahren musste, weil die Schlaglöcher riesig waren - geht das Wasser heute wieder. Wahrscheinlich ist das Ansaugrohr mit was auch immer verstopft gewesen und jetzt ist es wieder frei und mein Wasser läuft. Juhuu!! Muss ich also doch keine Werkstatt in Cullera aufsuchen...

 

Fix und fertig von der Autofahrt komme ich um 14.30Uhr endlich in Anna an. Ich stehe zwar auf keinem offiziellen WoMo-Stellplatz, doch auf einem riesigen Parkplatz auf dem noch ein Deutscher steht, den ich allerdings nicht zu Gesicht bekomme. Nicht schlimm. In Anna war ich schon öfters meine Tante im Altersheim besuchen und fühle mich auch so ganz wohl.

 

Als erstes suche ich die Touristen-Information auf und bekomme gleich empfohlen, die Museums-Besichtigung zu buchen die um 16.00Uhr beginnt. Ja klar, warum auch nicht und für 4,00€ Eintritt vollkommen okay. Anna ist zwar ein bisschen größer als die Städtchen davor, doch auch alles fußläufig zu erreichen. Also mache ich mich auf den Weg zum Palacio Condes de Cervellón. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, ist, dass das Wetter hier so schnell umschlägt. Eben noch der tollste Sonnenschein - also lasse ich meine Jacke in der Trude - und jetzt auf einmal ein super heftiger Wind und Nieselregen. Igitt! Ich suche gleich Schutz im Palast und warte drinnen bis es mit der Führung losgeht.

Nach kurzer Zeit trudeln weitere Gäste und eine Seniorengruppe von 17 Leuten an. Insgesamt sind wir bestimmt um die 25 Personen, und Lucía, unser Guide, führt uns durch den Palast und erklärt uns alles von der Mauren-Herrschaft bis hin zur heutigen Zeit. Alles sehr interessant, doch wirklich merken kann ich mir leider nicht viel. Die Mosaik- und Holzarbeiten faszinieren mich allerdings sehr. Theoretisch sollte die Führung nur eine Stunde gehen, doch bei so vielen Leuten haben wir gleich mal eine halbe Stunde überzogen. Eine tolle Frau, unser Guide, mit einem Wahnsinn an Wissen über diesen Palast und das Städtchen im allgemeinen.

Als wir fertig sind lässt der Wind auch schon etwas nach und es regnet nicht mehr. Kalt ist mir trotzdem und einkaufen müsste ich auch noch...

Ich bekomme einen Supermarkt empfohlen, allerdings finden hier einige Umbaumaßnahmen statt und der Laden ist geschlossen. Das wusste die Dame wohl nicht... "Am Freitag öffnen wir wieder!", bekomme ich als Antwort. Mein Problem ist nur, bis Freitag bleibe ich nicht und Hunger habe ich jetzt. Naja, irgendwas wird sich in der Trude schon noch finden...

 

Auf dem Weg zur Trude frage ich doch noch mal in einer Ferretería (Eisenwarenhandel) nach, ob sie mir einen Laden empfehlen können, der nicht entweder im Umbau oder nachmittags geschlossen ist. Nach einem kurzen Telefonanruf bekomme ich einen Laden gesagt, der auch noch um die Ecke von meiner lieben Trude ist. Perfekt. Im Laden erwähne ich nur, wie froh ich bin, dass dieser geöffnet hat und auf einmal erzählt mir die super nette Verkäuferin Carmen, wie sie zu dem Laden gekommen ist. Ich weiß jetzt alles seit der Eröffnung 1942, direkt nach dem Krieg, bis zur heutigen Zeit, wer wann den Laden übernommen hat und warum. Klasse die Spanier! Über eine halbe Stunde erzählt Carmen mit mir, als ob wir beste Freundinnen wären, denn sie ist nicht viel älter als ich... Als ich aus dem Laden raus komme, ist es schon fast dunkel...

 

In der Trude mache ich es mir dann gemütlich und zum Abendessen gibt es einen Bohnensalat mit Bacon und Zwiebeln. Dazu ein paar Anrufe bei der Family und alles ist perfekt.

Tag 10: Donnerstag, 10. November 2022

46820 Anna - 46400 Cullera: 71km

 

Um 10.30Uhr bin heute mit meiner Family am Altersheim verabredet, doch vorher möchte ich unbedingt noch die vielen Wasserfälle und anderen Naturschauspiele besuchen gehen, daher mache ich mich um 07.30Uhr - gleich nach Sonnenaufgang - auf den Weg. Ich komme an kleinen und großen Wasserfällen vorbei, verlaufe mich natürlich mehrmals, komme an manchen Stellen auch einfach nicht durch, weil die Regenfälle im Frühjahr alles weggeschwemmt haben und daraf zum Abschluss 135 Stufen runter- und später auch wieder hochlaufen um den letzten Wasserfall und See zu sehen.

Am Altersheim angekommen, bin ich schon über 7km querfeldein gelaufen... Mit meiner Tante, meinem Onkel und meiner Mama geht's jetzt zum Kaffee trinken. Meine Tante ist sooo glücklich mich dort zu sehen, dass sie mich an die Hand nimmt und mich nicht mehr loslässt Nach 90 Minuten muss sie leider wieder zurück im Altersheim sein. Schade, die Zeit vergeht so schnell. Mein Onkel ist dann noch so nett und bringt uns mit dem Auto an die Trude, denn so langsam wie meine Mama läuft, hat er Angst, dass wir vor Sonnenuntergang dort nicht ankommen... Nein, so schlimm wäre es nicht gewesen, doch anstrengend schon.

 

An der Trude angekommen, mache ich noch alles zur Abfahrt klar und dann geht's los. Nicht nur die Fahrt, sondern auch die Fragerei, warum ich ausgerechnelt alleine in der Trude reise... Oh je, ich hab's geahnt, dass da noch was kommt. Irgendwann hat sich meine Mama dann beruhigt und wir können das Thema auf andere Sachen lenken.

 

In Cullera angekommen ist Tanken gleich wieder angesagt. Heute sind wir bei 2,009€/L Diesel und heute werde ich GEFRAGT (!), ob ich eine Tasse für 5,99€ kaufen möchte. Man beachte, ich werde gefragt und bekomme sie nicht so geschenkt, dass ich zum Schluss doch 5,99€ bezahle. Ich teile der netten Dame meine schlechte Erfahrung mit uns sie ist selbst absolut empört. Beim Rausgehen erzählt sie es auch gleich ihrem Kollegen, dass das ja gar nicht geht. 0,25€/L habe ich als Rabatt bekommen. Hier an der Tankstelle habe ich mich auch gleich nach einer Gasflasche erkundigt, denn irgendwie wundert es mich schon, dass die Gasflasche nach 10 Tagen immer noch hält. Gott sei Dank, denn heute könnte sie mir keine verkaufen - alles ausverkauft. Sie war so nett mir die Telefonnummer der Tankstelle zu geben, damit ich mich informieren kann bevor ich losfahre. Total lieb! Es geht also auch anders...

 

In Cullera selbst stehe ich auf einem Platz, der im Sommer kostenpflichtig ist. Doch jetzt im Winter dürfen die WoMo's hier frei stehen. Wie schön! Ich dachte schon, ich müsste direkt an der STtraße parken, wie wir es schon einmal hatten. Insgesamt stehen noch weitere drei WoMo's da. Als ich gerade rückwärts einparke, kommt mir ein Auto entgegen und scheint direkt auf mich auffahren zu wollen. Ich beschwere mich, was dieser Typ denn jetzt von mir will und zum Schluss stellt sich heraus, dass es ganz liebe Freunde von meinen Eltern sind, die uns einfach erkannt haben und "Hola" sagen wollten. Was hab' ich dann gelacht! Der erste Schreck war trotzdem groß.

 

Pünktlich zur Mittagszeit sind wir also zu Hause. Jetzt erst noch meinen Papa begrüßen und dann unbedingt unter die heiße Dusche und Wäsche waschen, während meine Eltern das Essen zubereiten. Danach essen wir gemeinsam und meine Mama und ich unternehmen noch einen kleinen Spaziergang. Mein Papa leider nicht, denn er ist nicht mehr gut zu Fuß. Als ob ich heute noch nicht genug gelaufen wäre...

Bei den Chinos, die eigentlich alles führen, habe ich leider nicht den Wasserkocher gefunden, den ich gerne hätte. Doch dafür habe ich mir einen Topfhandschuh gegönnt - so kann ich immernoch meinen alten, kaputten Wasserkocher weiter benutzen bis ich den richtigen gefunden habe.

 

Jetzt sitze ich schon eine Weile in der Trude, lese ein bisschen in meinem Buch "Am Arsch vorbei geht auch ein weg!" von Alexandra Reinwarth und schreibe meine Reseberichte der letzten Tage auf. Mal schauen, wie es Morgen weitergeht... Bis Dienstagmorgen bleibe ich auf jeden Fall vor Ort und genieße die Zeit mit meinen Eltern. Mal sehen, wo es mich dann hinführt...

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