Überwinterung Teil III - November 2022

Tag 11: Freitag, 11. November 2022

46400 Cullera vor Ort: 0km

 

Nachdem meine Mama und ich uns gestern Abend verabschiedet haben, wird das Wetter von Mal zu Mal schlechter. Gewitter- und Unwetter-Warnung meldet meine Wetter-App. Ich denke noch, naja, wird schon nicht so schlimm werden... Weit verfehlt. Es kommt noch viel schlimmer! Ich mach mir gleich in die Hosen! So ein Unwetter!! Ständig blitzt und donnert es. Der Himmel hat seine Schluesen geöffnet und es regnet ohne Ende. Innerhalb kürzester Zeit steht die Trude mit den Füßen im Wasser, denn ich habe mir natürlich den Besten Parkplatz rausgesucht...

 

Ich murmele mich ein und bete, dass es doch endlich aufhören soll. Teilweise hört es tatsächlich auch für fünf Minuten auf, um danach doppelt so stark wieder loszulegen. Die Trude wackelt ohne Ende und der Regen hat kein Mitleid mit uns. Ich versuche aus der Trude aus ein Foto zu machen, doch es klappt nicht ganz so gut. Was bin ich froh, dass ich nicht mehr raus muss.

 

Irgendwann Mitten in der Nacht muss ein Hund auch eine Katze mit lautem Gebell gejagt haben und ich habe regelrecht gespürt, wie sie auf die Trude gesprungen ist und den Hund wie ein kleiner Löwe angefaucht hat. Ich war auf jeden Fall wach und saß senkrecht im Bett vor lauter Schreck. Als ob ich nicht sowieso schon genug Aufregung hätte. Also entweder Gewitter oder die große Jagd... Heute Morgen schaut es nicht viel besser aus! Um mich herum ist ein kleiner See entstanden...

Ich komme kaum trockenen Fußes aus der Trude raus, doch zumindes regnet es nicht mehr und ich kann einen kleinen Spaziergang unternehmen und schauen, was der Regen alles angestellt hat. Die Schnecken freuen sich schon mal, dass es geregnet hat...

Nach einem Kaffee bei meinen Eltern beschließen meine Mama und ich, dass wir ja gemeinsam einkaufen gehen könnten. Von meiner Mama zur Trude sind es keine fünf Minuten und ich möchte mir unbedingt noch eine Jacke holen, denn heute ist es doch viel zu kalt für ein dünnes Wolljäckchen. In diesen 5 Minuten sind meine Schuhe und meine Socken pitschnass, denn es hat gleich wieder angefangen zu regnen und der Schirm alleine hat das Wasser nicht abgehalten. Ich ziehe mir also meine dicken Wanderschuhe und meine Winterjacke an und dann kann's von mir aus losgehen. Trockenen Fußes kommen wir trotzdem nirgendwo an.

 

Vor allem dachte ich noch, dass ich ja durch die Fahrer- oder Beifahrertür einsteigen könnte und somit nicht in die Pfütze muss, doch ich habe vergessen, dass ich sie von innen verriegelt habe und dadurch keine Chance habe woanders reinzukommen!

Überall nur Wasser, Wasser und noch mehr Wasser. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit hört es endlich ein wenig auf...

Am Nachmittag hellt es dann zwar ein wenig auf, doch es bleibt sehr frisch und somit kuschele ich mich nach dem Mittagessen in die Trude, genieße meine Zeit und male ein paar Steine an. Dabei bete ich vor mich hin, dass es heute Nacht bitte nicht mehr regnen oder zumindest nicht mehr Gewittern soll. Und bitte, bitte, lass mich heute Nacht gut schlafen!

Tag 12: Samstag, 12. November 2022

46400 Cullera vor Ort: 0km

 

Mein Beten, Hoffen und Bangen auf eine gute Nacht wird leider nicht erhört. Es regnet zwar nicht mehr, doch dieses Mal vermiese ich mir von alleine die Nacht. Anscheinend habe ich meine Wärmflasche nicht richtig verschlossen und werde wach, weil es neben mir aur einmal so nass ist. Tja, dumm gelaufen... Ich versuche zu retten, was noch zu retten ist und lege mich wieder hin. Doch leider fängt jetzt mein heftiger Juckreiz an den Füßen an - um 00.00Uhr nachts natürlich... Ich stehe also wieder auf, nehme eine Allergietablette gegen den Juckreiz und hoffe auf das Beste. Irgendwie ist das noch nicht genug und ich denke mir, ich tu mir was Gutes und creme mir die Füße mit meiner neuen Fußlotion ein. KEINE gute Idee!! Irgendwie habe ich die neue Lotion nicht vertragen und es hat nicht nur gejuckt, sondern regelrecht gebrannt und zwar an den Händen und Füßen. Mit einem nassen Waschlappen versuche ich alles wider wegzubekommen, doch so wirklich klappt das nicht. Danach nehme ich mir feuchte Alkohol-Tüchlein zur Hilfe, doch auch damit wird es nicht besser. Zum Schluss fülle ich die Spülbütte mit kaltem Wasser und einem Schuss Spüli und weiche darin 30 Minuten lang meine Füße ein, während ich mir gleichzeitig den Hintern abfriere. Irgendwann um 1.00Uhr schaffe ich es dann endlich wieder ins Bett. Natürlich nur auf ein Eckchen im Bett, denn der Rest ist ja immer noch nass... Gegen 5.50Uhr bin ich schon wieder wach, doch ich weigere mich aufzustehen. Erst bei Sonnenaufgang bin ich dann soweit. Nach dem ich jetzt ein bisschen aufräume, laufe ich gleich zu meiner Mama, denn ich muss mich unbedingt ans Strom und ans WLAN hängen. Zwischendurch gehen wir dann noch spazieren, einkaufen,... - Das übliche halt...

...und ich schaue auch noch mal in der Trude vorbei. Mittlerweile habe ich bei meinen Eltern schon zu Mittag gegessen und sitze jetzt wieder an der Trude, drauße auf meinem Stuhl an dem kleinen Tisch, genieße die Sonne und schreibe den letzten Reisebericht fertig. Ein tolles Gefühl!!

Mal schauen, auf was ich dann noch Lust habe und vor allem, wie die heutige Nacht wird. Auf jeden Fall steht noch Wäsche wegräumen auf dem Programm, denn ich habe am Donnerstag bei meiner Mama gewaschen. Gestern war die Wäsche zwar schon fertig, doch mit meinem kleinen Einkaufswagen wollte ich nicht durch die Pfützen. Da hab ich lieber noch einen Tag gewartet - hab ja genug zum Anziehen dabei. Morgen ist dann die Bettwäsche dran, die dann bis Montagabend hoffentlich auch fertig ist, denn, am Dienstagmorgen möchte ich (theoretisch) wieder on Tour gehen. Soll ich planen?? Oder lieber nicht? Läuft ja dann doch meist ganz anders...

Tag 13: Sonntag, 13. November 2022

46400 Cullera vor Ort: 0km

 

Auch die heutige Nacht läuft nicht wirklich rund... Heute ist es zwar keine Katastrophe wie das Unwetter oder die ausgelaufene Wärmflasche, doch schlafen kann ich trotzdem nicht. Erst gegen 23.00Uhr sind mir gestern Abend endlich die Augen zugefallen, doch heute Morgen um 5.35Uhr bin ich schon wieder hellwach und kann nicht mehr schlafen. Es ist noch dunkel, bis auf die vielen Laternen und Blinklichter aller Art... Und frisch ist es heute Morgen auch, oder... Ich bin noch super müde und friere deshalb. Ich raffe mich auf, mach mich fertig und wechsle gleich mal die Bettwäsche - man bedenke, sonntags, morgens, um 6.00Uhr!! Was man nicht alles tut, wenn man nicht mehr schlafen kann... Doch da ich theoretisch vorhabe, Übermorgen wieder weiterzuziehen, wird's Zeit die letzte Waschmaschine anzustellen, denn es ist nicht mehr Sommer und die Wäsche braucht jetzt auch ihre Zeit bis sie trocken ist.

 

Insgesamt ist heute irgendwie nicht so ganz mein Tag. Ich habe unter anderem Magenschmerzen und muss mich sogar übergeben, obwohl ich nichts gegessen habe. Hab mir wohl irgendwie den Magen verdorben... Nein, nein, schwanger bin ich nicht! Wirklich nicht! Heute ist dann auch irgendwie so ein Grübel-Tag... Ich überlege schon die ganze Zeit, wie ich es am besten anstelle:

 

  • Option A: Ich fahre ein wenig in der Gegend herum, stelle die Trude hier auf einen Campingplatz oder ähnlichem ab und fliege von Valencia aus für ein paar Wochen nach Hause...
  • Option B: Ich fahre bis nach Málaga, stelle dort die Trude auf einem Campingplatz oder ähnlichem ab und fliege von Málaga aus für ein paar Wochen nach Hause...
  • Option C: Ich fahre ganz gemütlich mit der Trude über Südfrankreich wieder nach Hause und starte im neuen Jahr eine neue Tour (vielleicht) irgendwo anders hin oder über einen anderen Weg wieder nach Spanien und bleibe so ganz flexibel...

Der Kostenpunkt ist fast der Gleiche, denn ob ich nun Geld für einen Campingplatz und das Flugticket ausgebe, oder doch zum Tanken, bleibt sich fast gleich - da habe ich schon geschaut. Das Kriterium ist also raus. Was würdest Du machen? Einerseits ist die Wärme natürlich toll, wobei die letzten Tag echt zu wünschen übrig lassen! Andererseits möchte ich die Trude ungern alleine irgendwo stehen lassen. Und... Ich habe alle meine Winterklamotten hier, d.h., ich müsste mir auch noch eine große Tasche oder Koffer organisieren... Oder kaum in Deutschland gleich mal shoppen gehen... Wäre natürlich auch eine Option das Thema Klamotten betreffend. Apropos Klamotten... Mir scheint es heute wirklich einfach nicht so gut zu gehen, denn die Leute um mich herum haben nicht sooo viel an, dafür ich umso mehr: Unterhemd, zweiteiliges-/ Doppel-Shirt, Pulli, Wolljäckchen, Halstuch und Jeansjacke und im Moment friere ich immer noch. Hoffe mir wird nachher wieder etwas wärmer. Jetzt laufe ich zu meiner Mama einen Kaffee trinken, Wäsche waschen und noch ein paar Stunden mit ihnen verbringen. Theoretisch wollten wir ja heute Mittag Essen gehen, doch so schlecht wie mir im Moment ist, lassen wir das lieber bleiben.

 

Vor dem Mittagessen gehen mein Papa und ich noch ein bisschen spazieren. Es ist wieder herrlicher Sonnenschein und die Jeansjacke habe ich gleich mal ausgelassen. In der Sonne selbst verabschiede ich mich auch vom Wolljäckchen und dem Halstuch, doch im Schatten ziehe ich bleides gleich mal wieder an! Bbrrr.... Frisch!! Zu Hause angekommen nehme ich die Nähmaschine meiner verstorbenen Tante nochmal unter die Lupe. Theoretisch wollte ich sie aus nostalgischen Gründen gerne haben, denn auf ihr habe ich meine ersten Klamotten, ein senfgelbes Shirt und ein Rock, mit 14 Jahren genäht. Und so steht die Nähmaschine schon seit zwei Jahren bei meiner Mama und wartet auf mich. Als ich sie heute gesehen habe, habe ich allerdings nochmal gründlich darüber nachgedacht und gebe sie doch in andere gute Hände weiter. Zum einen wiegt sie ganz schön viel, zum anderen müsste ich in der Trude einen geeigneten Platz für sich suchen (und zu Hause dann auch), dann müsste sie wahrscheinlich zur Generalüberholung und noch dazu habe ich ja schon eine Nähmaschine zu Hause stehen. Also habe ich mich von der Nähmaschine und den aufkommenden Gefühlen verabschiedet und habe noch zwei Fotos zur Erinnerung geschossen - das muss reichen!

Zum Mittagessen gibt's heute eine leckere Hähnchen suppe, gluten- und laktosefreie Hähnchen-Schinken-Kroketten und Salat. Für mehr ist mein Magen gerade nicht zu haben. Nach dem Mittagessen zeige ich meiner Mama noch die Fotos meiner Reise und verschwinde dann auch wieder in die Trude. Hier habe ich mein zweites Buch: Das Leben ist zu kurz für später von Alexandra Reinwarth gerade fertig gelesen und schon mein neues Buch: Willst du normal sein oder glücklich von Robert Betz angefangen.

 

Zum Abendessen gibt's heute ein paar Artischockenherzen, die mittlerweile schon aufgetaut sind, da der Kühlschrank nur mit Gas nicht ganz so gut kühlt und einen grünen Salat. Ich habe mir auch zwei Eier gekocht, weil ich so großes verlangen darauf hatte. Gegessen habe ich nur ein und das liegt mir schon ganz schön heftig im Magen. Ständig stoße ich darauf auf... Man sollte halt doch nicht immer den Gelüsten nachgeben. Übrigens ist es immer noch die gleiche Gasflasche... Sie hält und hält und hält... Mal schauen wie lange noch... So geht allmählich dieser Tag zu Ende, ohne groß Bilder geschossen zu haben...

Tag 14: Montag, 14. November 2022

46400 Cullera vor Ort: 0km

 

Ach was habe ich heut gut geschlafen! Das kannte ich die ganzen letzten Tage nicht mehr! Ob das wohl die Vorfreude ist, weil es Morgen wieder weiter geht... Bitte nicht falsch verstehen. Ich freue mich sehr meine Eltern zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen, doch Cullera kenne ich nun mal in- und auswendig nach über 35 Jahren... Und Du weißt doch, ich habe immer Fernweh und möchte Reisen und nicht an einem Ort Wurzeln schlagen. Ich mach hier jetzt shcon mal ein wenig Klarschiff für Morgen, trinke noch ein Käffchen bei meinen Eltern und dann ist auch schon der Termin auf der Bank. Ich habe es nämlich nicht geschafft, die Bank-App bei mir auf dem neuen Handy zu aktivieren. Und das hat wohl nichts mit der spanischen Bank an sich zu tun, denn in Deutschland ist es mir auf einer anderen Bank genauso ergangen und ich musste an den Schalter, damit sie irgendwas frei schalten. Ansonsten steht heute der Besuch meiner Tante und Onkel an, die heute kurz vorbei kommen möchten, bevor ich wieder fahre und ein leckeres Mittagessen auf das ich gestern verzichten musste, weil es mir so schlecht ging.

 

Unser Termin auf der Bank verläuft reibungslos und nebenbei klären wir gleich noch ein paar Sachen mehr vor Ort. Super! Schön, dass mein Papa gleich mitkommt. Wir brauchen zwar eine kleine Ewigkeit, bis wir dort ankommen, mit mehreren Sitz-Pausen, doch wir haben ja genug Zeit eingeplant. Trotz Rollator fällt es ihm nicht wirklich leicht zu laufen. Jetzt sitzen wir wieder zu Hause und warten auf unseren Besuch, der sich für gleich angemeldet hat. Sie haben heute leider ein wenig Pech, denn als mein Papa und ich hochfahren, funktioniert der Aufzug noch - doch jetzt leider nicht mehr und sie müssen in den fünften Stock hoch- und später wieder runterlaufen. Mal schauen, ob er bis nachher vielleicht doch wieder funktioniert, denn ich habe meinen Citycruiser hier, der bis oben hin voll ist mit meiner Wäsche und anderem Kleinkram, was heute unbedingt wieder mit muss. Zur Not schnalle ich ihn mir eben für die paar Stockwerke auf den Rücken... Hier in den Wohnungen entsteht übrigens wieder das Phänomen, dass es drinnen wieder kälter ist als draußen... Ich friere mir geraade den Hintern ab...

 

Das Mittagessen schmeckt herrlich, nur scheint die Köchin ein bisschen Liebeskummer zu haben... Nach dem Essen räume ich noch schnell die Küche auf - wie jeden Mittag -, verabschiede mich bis nächste Woch von meinem Papa und dann laufen wir auch schon los. Meine Mama zu ihrem Impftermin im Ärztehaus und ich an die Trude. Heute ist nochmal ein wenig Bastel- und Lesezeit angesagt...

 

Irgendwann klopft es an der Trude und meine Mama steht vor der Tür um mir zu berichten wie alles gelaufen ist. Da bin ich ja froh, dass sie das richtige WoMo erwischt hat... Kurz darauf verabschiedet sie sich wieder und will eine kleine Abkürzung nehmen. Nur ein bisschen bergauf - vielleicht ein Meter - jedoch mit viel Geröll, Steinchen, etc. - sagen wir es mal so, nichts für sie, da sie sich auch so schon jeden Schritt zweimal überlegen muss, sobald es uneben wird. Und so höre ich sie nur ncoh nach mir rufen: "Susi, Susi, - so nennt sie mich meistens -, komm schnell, ich komm nicht mehr hoch und nicht mehr runter!" Sie ist auf einmal wie erstarrt und bekommt Panik. Natürlich bin ich gleich zur Stelle, doch hätte ich noch 10 Sekunden länger gebraucht, wäre sie wahrscheinlich wie ein Käfer rückwärts umgefallen und hätte alle Viere von sich gestreckt. Die Dame im WoMo nebenan hata schon mitgefiebert und wusste gar nicht wie sie reagieren soll. Doch es ist nochmal alles gut gegangen. Sie kam den Berg wieder runter und ist dann doch außen herum gelaufen. Nach zwei Minuten höre ich sie allerdings wieder nach mir rufen... Dieses Mal allerdings nur um mir zu sagen, dass sie jetzt vor lauter Schreck erst noch einen Einkaufsbummel macht! Mütter eben - immer praktisch veranlagt...

 

Ich mache es mir hier hier in der Trude wieder gemütlich und während ich dabei bin Trauben und Käse zu essen, bekomme ich ein Foto von unserer Ältesten zugeschickt, dass sie auch gerade dabei ist, Trauben und Käse zu essen. Ob wir wohl verwandt sind, lässt sich nachfragen... JA, definitiv! Meinem Lieblingsmensch geht's heute nicht ganz so gut und es gibt heute keinen Anruf mehr, da er sich schon früh hingelegt hat. Ich werde wohl gleich dasselbe tun, da ich ja Morgen wieder die Fahrt aufnehme und es mittlerweile auch schon 21.00Uhr ist. Foto's gibt's heute irgendwie keine... Sorry! Vor lauter anderem Kram hab ich einfach vergessen welche zu machen. Und noch dazu ist es ja immer das gleiche Motiv... Ab Morgen ändert es sich aber wieder. Versprochen!!

Tag 15: Dienstag, 15. November 2022

46400 Cullera - 03780 Pego: 69km

 

Ich glaube, ich habe schon fast zu lange an einem Ort gestanden. Heute Morgen fällt es mir richtig schwer alles fertig zu machen und loszufahren, obwohl die Vorfreude darauf groß ist. Doch gleichzeitig ist auch wieder die alte Unsicherheit eingetreten, und dass, obwohl ich schon um die 2.000km hinter mir habe. Unsicherheiten, wie: Schaff ich das überhaupt? Wo soll ich denn hin? OMG, was mach ich hier eigentlich? Und ich bin ganz alleine auf der Welt... Oh je...

 

Der Weg zu meinem theoretischen Stellplatz ist auch sehr abenteuerlich. Dieses Mal macht sogar ein LKW für mich Platz. Das finde ich echt grandios, doch ich habe auch wirklich nicht die Möglichkeite zur Seite zu rutschen. Bei mir ist nur der Abgrund und er kann ausweichen, denn gemeinsam passen wir definitiv nicht vorbei. Ich freu mich mega, dass er so nett und umsichtig ist. Danach geht's locker, flockig weiter, bis Berta, mein Navi, denkt, dass sie mich durch die Orangen-Haine an unseren Stellplatz schicken kann. Selbstverständlich fahre ich da NICHT rein! Viel zu eng... Nein, nein, nein!! Ich fahre weiter und weiß noch aus dem Kopf, dass mein Stellplatz zwischen Oliva und Pego liegt, also denke ich mir, dass ich es ja einfach von der anderen Seit aus versuchen kann. Doch auch auf dieser Seite schickt mich berta durch die Orangen-Haine und ich gebe auf. Dann gibt's heute halt keine natürliche Thermalquelle für mich... Das Wasser soll ja sowieso nur 24 Grad haben und sooo schön ist es da ja bestimmt auch nicht...

 

Was soll's, ich fahre zurück nach Pego, denn hier gibt's einen kostenlosen Stellplatz mit Wasser und Strom und das alles für ein Lächeln an der Rezeption der Touri-Info, an der man sich den Jeton/Chip für das Wasser besorgen darf. Dort notiert man sich das Kennzeichen und das Herkunftsland und fertig. 100 Liter Wasser stehen jetzt zur Verfügung. Einfach klasse! Am Stellplatz selbst stehen alle irgendwie verkehrt herum in der Einbahnstraße drin, weil sie die Tür nicht zur Straße hin aufmachen möchten. Ich weigere mich. Zum einen müsste ich jetzt drehen und Morgen früh gleich nochmal und zum anderen ist die STraße ein wenig abschüssig und so liege ich wenigstens mit dem Kopf nach oben, denn auf Keile drauffahren ist nichts für mich. Ich stelle mich also in die vorhandene Lücke und zwar so, dass ich hinten bündig mit der Begrenzung ende und vorne noch ein bisschen Platz habe um Morgen früh auch rausfahren zu können.

 

Der Stellplatz ist ganz nett. Das einzige Problem ist, dass es hier sieben Stellplätze und nur vier Steckdosen gibt. Doch meistens ist das unter Campern dann doch kein Problem. Man steckt einfach die Köpfe zusammen - ach nee - die Stecker. Ich habe meine Kabeltrommel ausgepackt und nun stecken die Engländer neben mir und ich in dem gleichen Anschluss. Mein Verlängerungskabel ist leider nicht lang genug, daher die Kabeltrommel. Der Engländer ist sehr nett und hilfsbereit und zeigt mir alles. Er packt sogar die Kabeltrommel in eine Plastiktüte ein, falls es heute regnen sollte. Ich dachte erst es seien Spanier, denn sie reisen mit spanischem Kennzeichen, doch dem ist nicht so. Strom - 1A!! Der Kühlschrank geht wieder... Denn die letzten Tage mitGas hat er nicht wirklich funktioniert und so hatte ich gute 18 Grad drin - also nix mit kühlen Getränken... Gott sei Dank ist nicht wirklich etwas drin, was Kühlung benötigt. Irgendwie will ernicht mehr auf Gas, Landstrom und Fahren ist okay. Also für heute ist auf jeden Fall alles gut.

 

In der Touri-Info bekomme ich also ohne weiteres den Jeton/Chip für das Wasser und jede Menge Infos was man hier alles sehen kann. Von der Thermalquelle erzählt sie mir auch und dass man mit großen Autos auf jeden Fall bis auf einen genz bestimmten Parkplatz fahren kann, an dem auch die Busse halten. Allerdings sind es von dort aus bis zur Quelle immer noch 4km Fußweg hin und dann nochmal zurück. Nein, danke! Ich bleibe im Dorf. Da schaue ich mir lieber die Altstadt an. Eine schöne Route durch die Berge zeigt sie mir auch auf. Mit dem Auto kein Problem - von Bergdorf zu Bergdorf - wunderschön anzusehen - und die Busse würden es auch schaffen - man müsse nur auf die Radfahrer achten... Ach nee, 50km und alles nur Kurven bergauf und bergab... Vielleicht, irgendwann, wenn wir einen Mini oder ähnlichem auf dem Anhänger mit dabei haben für solche Touren... Jetzt definitiv nicht! Da habe ich zurzeit keinen Nerv für...

 

Mittlerweile hat sich eine kleine Camper-Gruppe, die gemeinsam reisen, eingetroffen - alles Deutsche und alle Single... Eine echt lustige Truppe... Ich winke einmal und laufe in die Altstadt...

....und schaue mir eine Kirche...

....nach der anderen an. Beide haben irgendwie einen ganz eigenen Flair.

Danach gehe ich in La Casa de la Cultura - eine Art Museum mit verschiedenen Ausstellungen.

Im EG geht es um Insekten - hier nur eine kleine Auswahl, da alles in Vitrinen steht und ich es schlecht fotografieren kann...

....im 1.OG um Gewürze aus der ganzen Welt...

....und im 2.OG um Reis - typisch für diese Region!

Sehr hübsch und sehr interessant, und, ich habe das ganze Museum für mich alleine. Danach laufe ich wieder zurück und an einem wunderschönen kleinen Blumenladen frage ich nach, ob es hier noch mehr zu sehen gibt. Der Dame fällt nichts bestimmtes ein... Allerdings bekommt sie gerade eine Tüte voller Mandarinen von einem Bekannten gebracht und schenkt mir gleich mal drei Stück zum Probieren. Toll, oder?

Ich laufe weiter und entdecke eine Ferretería (Eisenwarenhandel) und rate mal, was da auf mich wartet... Genau! Mein neuer Teekessel! Jetzt kann ich den kaputten endlich entsorgen und muss mir nicht weiterhin die Finger an dem heißen Dampf verbrennen. Fantastisch! Und für 11,00€ noch total im Rahmen. Dort frage ich natürlich auch gleich, ob es noch etwas zu sehen gibt und sie schickt mich an einen Brunnen und an eine weitere Kirche, die leider geschlossen ist.

Auf dem Rückweg zur Trude kaufe ich dann noch ein bisschen was ein. Ich lande in der Charcutería - hier bekommst Du Wurst und Käse - und in der Frutería (Obstladen). Voll bepackt komme ich an der Trude an und verstaue alles im schönen, kalten Kühlschrank. Wie schön! Jetzt wird es Zeit das Wasser aufzufüllen. Ich stehe allerdings so weit entfernt von der Zapfsäule, dass natürlich mein Schlauch vorne und hinten nicht reicht. Dirk, einer der Gruppe bietet mir seine Gießkanne an und somit laufe ich ganze vier Mal zur Zapfsäule und zurück und versuche das Wasser ohne große Verluste in die Trude zu bekommen. Theoretisch sollten jetzt +/- 30 Liter mehr drin sein. Mehr als vier Mal habe ich es kräftemäßig einfach nicht geschafft und der Tank war ja auch noch nicht leer, also alles gut. Generell ist vielleicht die Anschaffung einer Gießkanne gar keine schlechte Idee - vielleicht gibt's die ja auch zum zusanmmenklappen oder -falten, damit sie weniger Platz verbraucht. Mal schauen... Davor hat mir Wolfgang - ein weiterer Teilnehmer der Gruppe - allerdings schon geholfen, da ich heute, warum auch immer, den Wassertankdeckel nicht abbekomme. Sind alle sehr hilfbereit und keiner lacht oder verdreht die Augen - im Gegenteil.

 

Die Camper-Gruppe aus Jungs und Mädels (Dirk, Bernd, Wolfgang, Detlev, Thomas und Hannelore) - zum Teil schon ein bissl älter - sind echt eine tolle Truppe und so ergibt es sich, dass wir ca. 2 Stunden gemeinsam auf der Mauer vor unseren WoMo's sitzen und erzählen. Die Sonne scheint, es ist herrlich warm und das eine oder andere Bierchen fließt... Ich bleibe bei Wasser! Wie immer! Bier geht da bei mir gar nicht! Da könnt ich Euch eine Story erzählen... - ach nee, dass lass ich lieber...

Allmählich geht die Sonne unter, es wird frischer und die Herrschaften bekommen Hunger. Ich sag nur "deutsche" Essenszeiten. Es wird wohl gleich überall gekocht und gegessen. Ich verkrümele mich auch in die Trude, bereite mein Abendessen vor und setze mich an den Rechner, bis ich sehe, dass die ersten wieder draußen sitzen. Ein bisschen Gesellschaft tut immer gut und so geselle ich mich noch ein Weilchen dazu und es wird herzhaft gelacht. Jetzt wird es mir doch zu kalt und ich gehe rein und genieße meinen großen Salat zum Abendessen, dazu Käse und Trauben. Theoretisch könne ich heute TV gucken, hab ja Landstrom... Doch mal schauen, was ich letztendlich machen werde oder ob ich vielleicht nicht doch gleich in die Heia gehe...

 

Die Truppe bleibt wohl noch eine Weile hier in der Gegend. Wer weiß, vielleicht trifft man sich ja wieder. Nummern haben wir bis jetzt zumindest noch nicht ausgetauscht. Mal sehen, ob sie Frühaufsteher sind...

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