Überwinterung Teil IX - Februar 2023

Tag 41: Montag, 20. Februar 2023

46710 Daimús - 12100 Castellón de la Plana: 180km

 

Mein Körper hat wohl schon gewusst, dass es heute wieder weiter geht, denn ich bin wieder füher als die letzten Tage aufgewacht - sogar früher als gestern, als ich auf den Markt wollte...

 

Um kurz nach 09.00Uhr bin ich wieder unterwegs, nachdem ich vorher noch den ganzen Müll entsorge, die Wasserflaschen fülle und noch ein paar Abschiedsfotos vom Meer mache. Erster Halt: Consum - die Einkaufsliste der Zwillinge abarbeiten. Zweiter Halt: Chino - noch ein bisschen Bastelkram besorgen, doch die haben nicht genau das da, was ich gerne hätte...

 

Im Cosum passiert mir ein Malheur. Nach dem Bezahlen habe ich einen 8er-Pack Fanta-Dosen in meinen Turnbeutel gepackt und entweder ist eine Dose schon kaputt oder ist mir dabei kaputt gegangen und ich habe es nicht gemerkt. Erst als mich ein netter Herr hinter mir aufmerksam macht, dass ich "auslaufe", bmerke ich auch, dass allmählich mein Popo nass wird. Schnell also wieder alles raus holen und die kaputte gegen eine neue Dose austauschen. Gott sei Dank ist es nicht viel, so dass ich mich nicht auch noch umziehen muss. Ärgerlich ist es trotzdem. Naja, Shit happens...

Jetzt geht's aber auf die Autobahn... Kurz nach Valencia bin ich schon so erschöpft, dass eine Pippi-Pause mache. Ich frühstücke, trinke noch einen kaffee und dann geht's wieder auf die Autobahn. Übrigens hat Trude auch wieder ein paar Mucken. Immer wenn ich sie starte und losfahre, knackt es ganz komisch. Mein Lieblingsmensch saagt, dass das die Trommelbremse ist und ich soll mal langsam anfahren und die Handbremse dabei ziehen, damit sich der evtl. Rost darauf wieder lösen kann. Das habe ich heut Morgen schon versucht, doch es scheint nicht funktioniert zu haben oder ich habe es nicht richtig gemacht...

 

Nach kurzer Zeit wieder auf der Autobahn passiert etwas unfassbar Schlimmes für mich. Es fährt ein LKW neben mir, einer vor mir und vor dem noch ein weiterer LKW - auf einmal gibt es überall eine Vollbremsung und ich sehe nur noch wie ein sehr großer hund oder gar ein Wolf wegläuft und ein anderer an mir wortwörtlich vorbei fliegt, gemeinsam mit ein paar LKW-Plastikteilen, wie mir scheint. OMG. Anhalten kann ich hier leider nicht bei dem Verkehr, sonst bringe ich mich selbst in Gefahr. Und so bleibt mir nichts anderes übrig als weiterzufahren und für das arme Tier zu beten. Kurze Zeit später liegt mitten auf der Straße auch noch ein totes Kätzchen. Das nimmt mich ganz schön mit. Ich fahre wie in Trance weiter und bin froh, als ich endlich an dem Stellplatz in Castellón de la Plana ankomme.

 

Hier stehen wir alle dicht an dicht und ich bin erleichtert, dass ich noch ein Plätzchen bekommen habe, denn weiterfahren geht heut überhaupt nicht mehr. Ich bin so fertig, das ich mich gleich hinlege und zwei Stunden schlafe. ich bin wie benommen und bekomme nichts, aber auch absolut nichts mehr mit. Nach einer Siesta, die mir echt gut getan hat, laufe ich los und treffe gleich mal auf Willeke und Urte, die auf dem gleichen Stellplatz gelandet sind. Willeke erzählte mir gestern etwas von einem Stellplatz am Planetarium und ich von einem Stellplatz in der Nähe vom Hafen und dabei meinten wir beide den gleichen Stellplatz - wie lustig.

 

Urte hat wohl schon vorhin bei mir geklopft, doch ich habe so tief und fest geschlafen, dass ich es gar nicht mitbekommen habe...

Der Hafen ist nicht so schön wie ich gedacht habe...

Auch die City an sich gefällt mir nicht besonders. ich versuche die schönsten Gegebenheiten festzuhalten...

Zwischendurch gehe ich noch in Mercadona, Kekse-Nachschub holen und in einen riesigen Chino, und der hat endlich auch alles was ich brauche und noch viel mehr... Schwer bepackt mit Plastiktüten, da ich meinen Turnbeutel vergessen habe, komme ich nach guten zwei Stunden wieder an der Trude an und fange gleich an zu kochen. Ich habe nämlich Hunger, obwohl ich mir beim Bäcker vorhin etwas geholt habe. Es gibt einen Reis-Eintopf mit Hähnchen, Tintenfisch und Artischocken. Super lecker und gleich so viel, dass ich Morgen auch noch etwas davon habe. Eintopf in kleinen Mengen lohnt sich einfach nicht...

Danach ist spülen und aufräumen angesagt, denn Morgen früh möchte ich gleich wieder los. Hier ist es mir zu kuschelig und vor allem zu laut. Man hört die Busse, den Verkehr im allgemeinen, mittags die Kinder und jetzt die Jugendlichen - der Sportplatz ist auch noch in der Nähe... Nee, ist nicht so meins. Hoffe, dass ich Morgen mehr Glück habe mit dem Stellplatz.

 

Jetzt schreibe ich hier noch ein wenig, danach schaue ich vielleicht noch 1-2 Folgen meiner Serie und dann geht's auch schon wieder ab ins Bett, denn obwohl ich Siesta gemacht habe, bin ich irgendwie müde.

Tag 42: Dienstag, 21. Februar 2023

12100 Castellón de la Plana - 08798 Sant Cugat Sesgarrigues: 261km

 

Gestern Abend war es Gott sei Dank doch nicht so schlimm und laut mit den Jugendlichen. Sie sind recht früh gegangen. Um 22.00Uhr lag ich dann auch im Bett und habe verhältnismäßig gut geschlafen bis heute Morgen um 07.30Uhr. Heizung an und nochmal ins Bett kuscheln gehört zum Morgenritual mittlerweile dazu... Gegen 08.45Uhr fahre ich los ohne an den Strand zu laufen. Ich möchte jetzt einfach nur los. Beim Rausfahren winke ich nochmal Urte, die mit ihrem Havapoo unterwegs ist, und dann geht's gemütlich auf die Autobahn.

 

Nach ca. 80km lege ich den ersten Stopp ein und merke, dass ich an genau der gleichen Raststätte gehalten habe wie bei der letzten Heimfahrt auch, und dass ich genau so wie letztes Mal auch eingeparkt werde... Doch ich komme auch dieses Mal ohne weiteres aus meiner Parklücke und fahre weiter - heute, Gott sei Dank, ohne herrzerreißende Zwischenfälle. Gegen 12.00Uhr bin ich am Stellplatz und ich muss feststellen, hier gibt's nichts, denn er liegt Mitten in der Pampa. Ist mir beim Aussuchen des Stellplatzes gar nicht so aufgefallen. Was mir allerdings auffällt ist, dass ich viel später nicht hätte kommen dürfen. Ruck-zuck füllen sie alle Stellplätze. Puhh, nochmal Glück gehabt.

Kaum angekommen ruft auch schon der Hunger und Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass ich noch eine Portion von dem leckeren Eintopf von gestern da habe. Der ist schnell aufgewärmt und mundet mir hervorragend. kann gar nicht verstehen, warum ich ständig so einen Hunger habe. Autofahren macht mich wohl hungrig...

 

Überaus interessant finde ich den riesigen weißen Bus der hier steht. Wie sich später rausstellt, lebt hier eine vierköpfige Familie drin. Mama, Papa, zwei Mädels - von fünf und sieben Jahen - und ein großer Wauzi. Bis vor kurzem auch noch mit Kätzchen, doch die ist leider verstorben.

 

Das Wetter ist so herrlich, dass ich mir mein Malkram schnappe und mich an einen Picknicktisch setze - mit Decke unterm Po, sonst wird's unenrum kalt. Am anderen Tisch sitzt besagte Familie und unterhält sich beim Mittagessen über Astrologie. Welcher denn der am weitesten entfernte Platz zur Sonne ist und wie lange denn ein Sonnenstrahl bis auf die Erde braucht, waren zwei der vielen Fragen, die die Mäuse einfach so beantworten konnten. Also ich weiß die Lösungen nicht! Und bin ganz schön von den Socken. Alle Achtung! Hut ab!

 

Erst sind wir alle sehr zurückhaltend, bis auf die Hündin, die fordert gleich Streicheleinheiten und ich bin entzückt ihr diese geben zu dürfen. So eine liebe Hundeseele. Nach einer Weile bekomme ich von Paula - der Mama - ein Stück dunkle Schokolade angeboten und schon ist das Eis zwischen uns gebrochen. Sie bringt ihre Mädels zum Papa in den Bus, denn sie sollen jetzt ein wenig Siesta machen und holt ihr Kreativzeug raus - sie braucht jetzt mal ein bisschen Ruhe vom Family-Leben. 24/7 nonstop ist doch eine Mords-Herausforderung. So sitzen wir also jede an einem Tisch, sie restauriert ein Puppenhaus für ihre Mädels und ich male Buchstaben an. So nach und nach kommen wir ins Gespräch über Kinder, das Leben im Bus, inkl. Home-Schooling, über Trude und mich und vieles mehr. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und könnten noch tagelang miteinander quatschen. Zum Abschluss schenkt sie mir jede Menge Designerpapier und ein Stück Stoff, dass ich sooo wunderschön finde. Vor mir gibt's einen Glückskeks, inkl. Teeschnecke und Visitenkärtchen und Regenbogentaler für die Mädels.

Gegen 16.30Uhr suchen wir jeweils die Wärme - sie im Bus und ich in der Trude, denn draußen wird's gerade frisch - die Sonne ist weg. Ich setze Pellkartoffeln und Eier auf für einen leckeren Kartoffel-Salat zum Abendessen und ärgere mich ein wenig über die schlechte Internetverbindung. Nach einer halben Stunde funktioniert es dann doch, allerdings nur über Hotspot und nicht über meinen Internet-Stick - doch immerhin komme ich noch dazu meinen heutigen Eintrag zu machen.

Den Rest des Abend werde ich dann gemütlich bei weiteren Malarbeiten verbringen, denn die Ostergeschenke wollen fertig gestellt werden.

Tag 43: Mittwoch, 22. Februar 2023

08798 Sant Cugat Sesgarrigues - 17489 El Port de la Selva: 232km

 

Mein Gott was hab ich heute Nacht für einen Durst gehabt. Keine Ahnung was da mit mir los war. Ich bin mehrere Male aufgestanden um zu trinken und zum Schluss habe ich mir dann die Wasserflasche doch mit ins Bett genommen. Ich habe bestimmt 1 Liter heute Nacht getrunken. Dementsprechend früh bin ich auch wieder wach, denn die Blase drückt - schon wieder... Um kurz nach 07.00Uhr stehe ich auf, mach mich fertig, packe alles zusammen und um 08.20Uhr geht's auch schon wieder auf Tour. Wie heißt es so schön... "Der frühe Vogel fängt den Wurm!" - Für mich wohl eher: Der frühe Vogel findet noch einen Stellplatz. Obwohl mein eigentlicher Lieblingssatz ja lautet: "Der frühe Vogel kann mich mal...!"

 

Doch vor der Stellplatzsuche steht heute Tanken, Einkaufen und Gasflasche wechseln auf dem Programm. Ich nehme mir den Mercadona in Martorell vor, und Berta, mein Navi, meint es wieder gut mit mir, denn sie hat andere Pläne... Das erste Stück lotst sie mich noch über die Autobahn, doch dann, warum auch immer, über die schlimmsten und engsten Gässchen mit Höhen- und Breiten-Beschränkungen, gefühlten 1000 Hubbeln und natürlich Gegenverkehr. Doch dafür bringt sie mich auch schnurstracks zu einer Repsol-Tankstelle. Ich denke noch, Chaka, da kann ich auch gleich die Gasflasche wechseln, doch leider haben sie hier wieder mal nur Butan- und kein Propangas - und nochmal mache ich den Fehler nicht!!

 

Die junge Dame verweist mich an das Gas-Lager/-Depot und erklärt mir den Weg, denn es ist nicht ausgeschildert, doch super einfach zu finden und ganz in der Nähe. Ich finde es auf Anhieb, parke erst einmal davor und laufe rein um nachzufragen, ob das denn überhaupt möglich ist. "Ja, klar", antwortet der nette, junge mann und bittet mich mit der Trude reinzufahren. Okay. Gesagt, getan. Ruck-zuck ist die Gasflasche gewechseln und ich zahle dieses Mal 15,54€. Er meint allerdings, dass die Gasflasche nicht ganz leer ist. Ich weiß, doch Morgen habe ich keinen Nerv dazu und was erledigt ist, ist erledigt und ihm ist das ja letztendlich egal. Danach wieder auf die Hauptstraße einzubiegen gestaltet sich als kleine Herausforderung, denn es ist ganz schön was los auf der Straße. Doch irgendwann ergibt sich eine kleine Lücke und ich husche rein.

 

Jetzt aber bitteschön zum Einkaufen... Tatsächlich finde ich dann auch den besagten Laden und auf der Straße ist auch genug Platz zum Parken. Schnell ist der Einkaufswagen voll und der Geldbeutel leer. Doch jetzt dürfte ich soweit alles eingekauft haben, was ich auch noch für mich haben möchte.

 

Weiter geht's und zwar definitiv in Richtung Stellplatz, denn mittlerweile ist es auch schon 10.00Uhr. Dauert doch alles länger als gedacht. Die erste Strecie ist wieder über die Autobahn - zwar ein bisschen langweilig, doch ich komme wenigstens gut vorwärts. Das letzte Stück allerdings ist eine Serpentinen-Straße. Eine Kurve nach der anderen ohne Pause und das bestimmt über eine Strecke von 5km. Schrecklich! Die Autoschlange wird hinter mir immer länger... Doch schneller fahren ist nicht, sonst fällt mir noch alles aus dem Schrank oder ich lande im Gegenverkehr.

 

Der Stellplatz selbst ist nicht wirklich schön, aber was soll's. Er ist zumindest in der Nähe vom Strand und in der Nähe zur Grenze. Hier stehen schon zwei WoMo's. Ein Niederländer und Björn und Barbara aus der Nähe von Frankfurt mit ihrem Bus.

Schnell kommen wir ins Gespräch und tauschen uns ein wenig aus. Leider fahren sie schon bald wieder weiter, doch vorher kommen sie noch bei mir vorbei und bewundern die Trude. Begriffe wie "wunderschön" und "luxuriös" kommen mehrmals im Gespräch vor. Vor allem ziehen sie den Hut davor, dass ich alleine so ein Geschoss fahre. Immerhin hat die Trude die Idealmaße von 6,30m Länge zzgl. Fahrradträger mit 0,80m - also 7,10m Länge, 2,22m Breite und 2,85m Höhe inkl. der Antenne. Sie schon stolze Maße.

 

Barbaja und Björn sind schon länger unterwegs und leben in ihrem Bus samt Katze. Sie sind auf dem Weg nach Marokko und wollen dort arbeiten, leben und reisen - einfach so - "mal schauen, wo das Leben uns hinführt" ist ihr Motto. Das finde ich Wiederrum sehr bemerkenswert und mutig. Sie waren schon in Kroatien, Griechenland und der Türkei und jetzt ist eben Spanien und Marokko dran. Viel Glück euch beiden!!

 

Gegen 14.00Uhr trete ich den Weg ins Städtle an. Viel los ist hier nicht, der Hafen und die wenigen Sehenswürdigkeiten hat man schnell gesehen, denn alles andere ist nicht unbedingt fußläufig, wie mir die Dame an der Touri-Info mitteilt.

Auf dem Rückweg halte ich nochmals im Supermarkt an, denn mir ist eingefallen, dass ich noch Kaffee und ein paar andere Kleinigkeiten vergessen habe... Kaum hänge ich mmir den schwerbepackten Turnbeutel auf den Rücken, reißt auch noch ein Band und ich habe ein Loch im Turnbeutel. Oh nein! Gott sei Dank hält es noch, mehr oder weniger, bis ich wieder an der Trude bin, obwohl ich ein wenig improvisieren muss, damit das auch klappt.

 

Nichtsdestotrotz hält es mich nicht davon ab, am Strand zwei wirklich große Steine zum Bemalen mitzunehmen. Nur zwei, weil mehr nicht in meine Jackentasche passen und sie echt schwer sind!

 

Und ich weiß nicht, wie ich es anstelle, doch ich verletze mich heute schon das zweite Mal an der gleichen Hand. Erst schneide ich mich mit dem Stadtplan in den Ringfinger, oben auf dem Gelenk, und jetzt schürfe ich mir die gleiche Hand auf und wie es aussieht, wird's auch noch ein blauer Fleck...

Bin froh, als ich wieder in der Trude ankomme. Schnell alles wegräumen und prüfen, ob heute der Internet-Empfang besser ist. Ich schreibe meine Reiseberichte, bereite mir ein wenig Stock- und Tintenfisch zu und esse den übrigen Kartoffelsalat dazu. Da freue ich mich schon drauf, hab' auch schon ganz schön Hunger.

 

Theoretisch möchte ich Morgen, an meinem Geburtstag, ja nicht fahren, doch da ich den Stellplatz nicht sooo schön finde, werde ich wohl eher doch weiterfahren und meinen Purzeltag in Frankreich feiern. Den Kuchen habe ich schon besorgt!! Ansonsten lasse ich heute den Tag gemütlich ausklingen. Werde evtl. nochmal ein bisschen Malen und dabei Serie schauen und dann ins Bett huschen und mich einkuscheln. Und Morgen darf ich dann endlich mein Geschenk aufmachen, dass mir mein Lieblingsmensch hier gelassen hat bei seinem Besuch. Ist eine ganz schöne Herausforderung nicht vorher schon zu schummeln und dran zu gehen. Doch die Nacht halte ich jetzt auch noch tapfer durch!

Tag 44: Donnerstag, 23. Februar 2023

17489 El Port de la Selva - 84550 Mornas: 396km

 

Der Morgen fängt so gut an! ich wache topfit auf, so dass ich wieder pünktlich loskomme, denn ich habe beschlossen weiterzufahren. Die Gegend ist okay aber eben nicht wunderschön um Geburtstag zu feiern.

Bevor ich losfahre prüfe ich nochmal Öl und Wasser und wunder mich, dass ich schon wieder Wasser nachfüllen muss - hat doch erst mein Lieblingsmensch gemacht, als er da war und sooo viel bin ich nun auch noch nicht gefahren. Doch gut, ich fülle auf und starte in Richtung Bédarieux in Frankreich - mein heutiges Ziel.

 

Die ganzen Serpentinen von gestern darf ich natürlich auch heute bewältigen um auf die Autobahn zu kommen - nur eben in die andere Richtung. Kaum sind die Kurven vorbei bildet sich eine dicke Nebelwand. Igitt, was für eine Suppe! Gott sei Dank kann man die Autos noch recht gut erkennen, doch gruselig ist es allemal. Der Nebel hält bis zur Grenze an, die ich um 09.10Uhr passiere, und ist von jetzt auf gleich verschwunden, sobald ich in Frankreich bin. Wahnsinn, oder?! Als ob da ein Stopp-Schild für den Nebel steht...

 

Seit dem Mein Lieblingsmensch vor zwei Wochen da war, hängt mein "Bip&Go"-Mautgerät an der Windschutzscheibe und heute ist es in Aktion getreten. Ist ganz einfach! Ich muss mich nur in die richtige Spur einreihen und langsam an die Schranke ranfahren. Sobald es mich erfasst hat, schaltet die Ampel auf grün und ich kann durch. Prima!

 

Die Fahrt an sich läuft recht ereignislos - nur Trude macht mir ein bisschen Sorgen. Irgendwie hört sie sich heute etwas anders an als sonst. Doch ich kann auf Anhieb nichts entdecken. Wasser und Öl sind in Ordnung, der Tank ist noch halbvoll und die Temperatur steigt auch nicht. Und trotzdem, irgendetwas stimmt nicht, das sagt mir mein Bauchgefühl.

 

Auf halbem Wege überlege ich mir, ob ich wirklich nach Bédarieux fahren soll, denn es liegt gute 50km von der Autobahn entfernt und Morgen müsste ich die gleiche Strecke wieder zurückfahren um wieder auf die Autobahn zu kommen. 100km für eine Nacht?! Nö!! Ich entscheide mich, dieses Ziel zu überspringen und das nächste einzugeben: Saint-Paul-Trois-Châteaux. Ist nur 1 Stunde länger die Fahrt, wenn ich den Umweg von 50km außer Acht lasse. Gesagt, getan.

 

Auch die nächste Mautstelle verläuft mehr oder weniger problemlos. Ich fahre bis zum Schalter und es tut sich nichts. Vorsichtshalber leiere ich schon mal das Fenster runter um an den Hilfe-Knopf zu kommen und überlege dnan doch nochmal ein Stückchen vorzufahren, bis die Schnauze der Trude schon fast die Schranke berührt, und siehe da, sie öffnet sich und lässt uns durch. Geschafft! Und jetzt schnell das Fenster wieder hochkurbeln, es ist ganz schön frisch.

 

Auf dem Kuschel-Stellplatz angekommen, parke ich und gehe kurz raus um frische Luft zu schnappen, da fällt mir auf, dass meine liebe Trude irgendwie undicht ist. Es bildet sich ruck-zuck eine riesige Pfütze. Vorne unten, auf der Beifahrerseite, tropft es nicht nur, sondern es fließt, als ob ich einen Hahn geöffnet hätte und der Wasserbehälter im Motorraum ist ratzeputz leer.

Schnell ist klar, dass ich da nichts machen kann und nach einem kurzen Gespräch mit meinem Lieblingsmensch, rufe ich den ADAC an. Keine halbe Stunde später ist auch schon ein netter Herr mit einem großen LKW da. leider kann er weder Deutsch, noch Spanisch oder Englisch. Doch Mr. Google ist ja auch noch zum Übersetzen da. Dem Himmel sei Dank - oder eher der Technik. Die Unterhaltung dauert zwar ewig - doch was soll's. Der nette Mensch vom ADAC hilft auch nochmal ein wenig beim Übersetzen.

 

Nach mehreren prüfenden Blicken teilt er mir mit, dass das die Wasserpumpe ist - das haben mein Lieblingsmensch und ich schon vermutet, obwohl wir gehofft haben, dass sich nur ein Schlauch gelöst hat - und dass er das vor Ort nicht reparieren kann. Er müsste mich mit in die Werkstatt nehmen und dann vor Ort nochmal seine Theorie bestätigen lassen. Nach weiteren Gesprächen mit den gelben Engeln wird die Trude aufgeladen und wir werden in die nächste große Werkstatt abgeschleppt...

Ich darf hinten, in der großen und geräumigen Kabine, sitzen und nach einer guten halben Stunde Autofahrt - leider in die entgegengesetzte Richtung, also wieder in Richtung Spanien - sind wir endlich da. Gott sei Dank, denn der nette Herr fährt gerne bei geöffnetem Fenster und ich bin schon halb erfroren. Ich werde in ein nicht ganz so tolles Räumchen gebracht, in dem ich es jedoch wärmer als draußen habe, und er versucht schon mal zu klären, wie es denn jetzt laufen könnte.

 

Nach einer halben Stunde ist er wieder da und teilt mir mit, dass sie sich jetzt die Trude näher anschauen werden um festzustellen, ob es tatsächlich die Wasserpumpe ist oder etwas anderes. Vorher allerdings bitte ich noch darum mir ein paar Sachen aus der Trude holen zu dürfen, denn 1. habe ich Hunger und 2. ist mir sowas von langweilig. Ich hole mir also meinen Geburtstagskuchen, Kaffee, Wasser, Malbuch und Buntstifte und versuche es mir so gemütlich wie nur möglich zu machen. Theoretisch sollten sie in einer Stunde mehr wissen. Was sie auf jeden Fall schon wissen ist, dass es vor Montag eh nichts wird... Na toll! Und heute ist erst Donnerstag...

Der ADAC hat für meine Unterbringung tolle Ideen:

 

  1. Ich könnte für 3 Nächte in ein Hotel gehen - länger übernehmen sie die Kosten nämlich nicht.
  2. Sie könnten mich auf einen Campingplatz abschleppen und dann zur Reparatur wieder abholen.
  3. Ich schlafe in der Trude auf dem Werkstatthof.

 

Als ich die Werkstatt frage, ob das mit dem Campingplatz den ginge, meinen sie: "Klar, ein Taxi kann Dich hinbringen!" - Häh!!?? Und dann? Soll ich unterm Baum schlafen? Die Trude muss schon mit. Von dieser Idee sind sie nicht wirklich angetan. Hier auf dem Hof kann ich allerdings nur bleiben, wenn ich Strom bekomme und dass auch nur für ein paar Tage, denn die Gasflasche reicht nicht ewig und es ist ganz schön kalt hier.

 

Heute Nacht bleibe ich also erst mal hier vor Ort und Morgen früh sollten sie mir dann hoffentlich bessere Nachrichten überbringen, denn die Aussichten die sie mir heute mitteilen gefallen mir gar nicht.

 

Mittlerweile ist es schon 17.30Uhr und wenn mich nicht bald jemand rauslässt, bin ich hier in dem Räumchen eingesperrt, denn irgendwie haben sie ein anderes Tor geöffnet und mir den Ausgang versperrt. Gott sei Dank kann ich das Fenster öffnen - Platzangst lässt grüßen! Mir bleibt heute aber auch nichts erspart!

 

Gott sei Dank kommt noch ein Mitarbeiter der fließend Deutsch spricht  und teilt mir mit, dass, wenn ich ganz viel Glück habe, sie die Ersatzteile bis Montagabend da haen sollten und ich dann evtl. am Mittwoch im Laufe des Tages wieder losfahren könnte. Es könnte allerdings auch sein, dss sie die Teile direkt bei Fiat bestellen müssen und, wenn sie lagermäßig da sind, dann kommen sie evtl. am kommenden Mittwoch im Laufe des Tages an. Wenn sie jedoch nicht lagermäßig da sind, dann könnte es eine ganze Weile länger dauern und ich müsste hier mindestens zwei Wochen stehen. WIE BITTE?? Ja, ne, ist klar!

 

Er teilte mir auch mit, dass es in Ausnahmefällen - und das wäre definitiv einer - die Möglichkeit gäbe, dass mir der ADAC ein Leihauto zur Verfügung stellt oder eine andere Verbindung nach Hause schafft und die Trude dann auch nach Hause bringen lässt. Und ich gestehe, dass wäre mir fast am Liebsten. Es sind laut Berta, noch genau 8 Stunden Autofahrt bis nach Hause... Und dann sind da auch noch die ganzen leckereien die ich für die Family gekauft habe überall in der Trude gebunkert, meine ganzen Klamotten, und, und, und... Zur Not würde ich mich sogar holen lassen...

 

Jetzt nach Feierabend sitze ich also in der Trude, gönne mir ein leckeres Abendessen und ein Gläschen Weißweinschorle und versuche meine Nerven wieder zu beruhigen. So habe ich mir meinen Geburtstag definitiv nicht vorgestellt. Ich hatte doch ganz andere Pläne für heute...

 

Bin gespannt, was für Hiobsbotschaften mich Morgen dann erwarten. Und wie der Kostenvoranschlag ausschaut, denn es muss ja nicht nur die Wasserpumpe, sondern auch noch der Keilriemen und anderer Kleinkram getauscht werden. Irgendwie wären da alte und neue Teile nicht miteinander kompatibel. Und das Quitschen in Spanien wäre wohl schon das erste Anzeichen der Wasserpumpe gewesen und nicht der Keilriemen... Wie dem auch sei... Der deutschsprechende Mitarbeiter hat Morgen zwar frei, doch wir dürfen ihn anrufen umd alles zu klären. Danke, Danke, Danke!!

 

Die Werkstatt ist übrigens sehr nett. Ich habe Strom bekommen und darf sowohl den Aufenthaltsraum, als auch WC und Dusche benutzen, wenn ich möchte. Herzliches Dankeschön!

 

Endlich bin ich auch dazu gekommen das Geburtstagsgeschenk von meinem Lieblingsmensch aufzumachen und weiß jetzt auch, warum ich mir ein ganz bestimmtes Wochenende frei nehmen sollte... Wir gehen ins Musical "Moulin Rouge" und ich freue mich schon riesig darauf. Allerdings ist der Termin erst im Juni - doch das ist okay. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude... Was mir den Tag ein wenig erhellt hat, sind die vielen, vielen Glückwünsche, die vor allem per WhatsApp und Facebook eingegangen sind. Dankeschön! Wie schön, dass so viele Menschen an mich gedacht haben! Schön, dass es Euch gibt!

 

Und jetzt mal ein wenig Entspannung und schöne Träume, nachdem ich hier aufgeräumt habe, da ich ja nicht weiß, was Morgen auf mich zukommt...

Tag 45: Freitag, 24. Febuar 2023

84550 Mornas vor Ort: 0km

 

Um 07.00Uhr stehe ich hellwach in der Trude und mach mich gleich fertig - ist mir nämlich schon ein bisschen unangenehm, wenn alle hier herumlaufen und ich noch im Schlafanzug da sitze. Also mache ich mich gleich fertig und öffne die Rollos. Danach ist immer noch Zeit für einen Kaffee. Allerdings interessiert sich niemand für die Trude und mich...

 

Gegen 09.30Uhr laufe ich das erste Mal in die Werkstatt und frage nach Neuigkeiten. Und ich sehe, Trude läuft immer noch aus. Wo nimmst sie nur das ganze Wasser her??

Nach dem Gespräch mit dem deutschen Mitarbeiter erfahre ich nur, dass die Teile frühestens am Freitag kommen und dann eingebaut werden könnten. Och nöö... So ein Pech aber auch. Der Kostenvoranschlaf ist noch nicht fertig. Der Mitarbeiter der sich darüm kümmert wird erst in einer guten Stunde da sein und dann kümmert er sich um alles. Ich könnte abre ja schon mal mit dem ADAC telefonieren - und das mache ich auch.

 

Mit dem netten Herrn am Telefon bespreche ich die weiteren Schritte, da ich es für mich nicht zumutbar finde, über eine Woche hier auf dem Werkstatt-Hof zu stehen, noch dazu reicht mein Gas für so etwas gar nicht aus... Die Option mit dem Zug fällt weg, da ich ja mein ganzes Hab und Gut mitnehmen muss. Leihwagen sieht auch nicht gut aus, denn es gibt hier wohl in der Nähe keinen Anbieter bei dem ich dann in Deutschland wieder das Auto abgeben könnte. Das heißt, ich müsste viele, viele Kilometer per Taxi zurücklegen, um dann wieder hier her zurückzukommen, das Leihauto packen und um dann nach Deutschland zu fahren. Die dritte Option ist, dass mich jemand abholt und die Kosten dafür übernommen werden.

 

Die dritte Option hört sich nicht schlecht an und da unser Jüngster Zeit und Lust hat und es mir sogar selbst angboten hat, wir er entweder heute oder Morgen Abend losfahren, so dass wir spätestens am Sonntag-Abend, wenn alles nach Plan läuft, wieder zu Hause sind. Vorsichtshalber schließt er aber vorher auch noch einen Vertrag mit den gelben Engeln ab... Man weiß ja nie... Ich hoffe unser kleines Auto macht alles reibungslos mit und nicht, dass wir zum Schluss gleich zwei ausgeknockte Autos haben...

 

Unsere liebe Trude wird dann wohl per Sammeltransport nach Deutschland gebracht, was allerdings 3-4 Wochen dauern kann. Dann kommt sie direkt in eine Werkstatt und muss dort noch repariert werden. Ganz schön doof alles... Ich soll mich auf jeden Fall nochmal melden, wenn sie in 4 wochen nocht nicht in Deutschland ist, denn dann wäre wohl etwas schief gelaufen.

 

Jetzt muss ich mir allmählich Gedanken machen, was ich alles aus der Trude mitnehmen muss und was alles bleiben kann. Unserem Sohn habe ich schon mitgeteilt, dass er ein paar Taschen und die Auto-Kühlbox mitbringen soll. Hoffe, ich bekomme dann alles in unsere kleine Knutschkugel.

 

Gegen 11.30Uhr starte ich meinen nächsten Besuch in der Werkstatt und bekomme einen Kostenvoranschlaf über 855,00€ für die Reparatur. Was sich ja aber schon erledigt hat. Jetzt muss nämlich nur noch die Werkstatt mit dem ADAC alles abklären - für mich steht die Lösung nach mehreren Gesprächen ja schon fest.

 

Um 13.00Uhr laufe ich dann über die Hauptstraße und kaufe noch ein wenig frisches Obst und Gemüse und ein bisschen Lachs für das Abendessen ein. Und wie auch bei der Fahrt nach Spanien, finde ich die Lebensmittel hier extrem teuer - ganz egal ob Fisch, Fleisch oder Obst und Gemüse. Ich habe für eine Paprika 2,30€ bezahlt...

Jetzt sitze ich in der Trude, bin ein bisschen kreativ, schaue ein bisschen Serie, esse eine Kleinigkeit, schreibe meinen Reisebericht und warte auf Neuigkeiten von der Werkstatt und/oder vom ADAC, dass alles geklärt ist und auf die vom Sohnemann, wann er denn tatsächlich gedenkt loszufahren...

 

Soeben ist ein kleiner Wohnanhänger neben der Trude abgestellt worden - da hat das Auto wohl auch das eine oder andere Problem... Ansonsten verläuft hier alles ruhig und regnerisch. Bin froh, dass ich im Warmen in der Trude sitzen darf. Jetzt werde ich mir noch eine Liste anfertigen, mit den Sachen, die ich mitnehmen möchte und den Dingen, die ich in der Trude erledigen muss, bevor ich sie hier länger stehen lassen muss... Mir tut das ja schon im Herzen und in der Seele weh! Und gleichzeitig freue ich mich natürlich sehr, dass unser Sohnemann sich angeboten hat, mich abzuholen. Eine ganze Woche oder sogar länger hier wäre echt eine Qual für mich. Denn es ist einfach nur ein kleines Dörfchen direkt an der Hauptstraße, neben der Autobahn und nicht wirklich einladend. Mir ist jetzt schon langweilig.

 

Soeben spreche ich nochmal mit dem deutschen Mitarbeiter und jetzt ist alles so weit geklärt. Schlüssel haben sie. Ich soll anrufen, wenn ich wegfahre und ich bin nichts schuldig. Prima! Jetzt warte ich nur noch auf mein persönliches Family-Taxi. Er sagt auch, dass ich Glück im Unglück habe, denn wäre das im Sommer passiert, hätte ich nicht zwei Wochen, sondern zwei Monate warten müssen... OMG!! Was für ein Horror! Liebe Trude, geh' bitte nicht mehr in Frankreich kaputt!

 

Mittlerweile ist schon 18.30Uhr und allmählich ruft der Hunger. Ich habe mir heute Lachs-Tatar und Feldsalat zum Abendessen gekauft und freue mich schon riesig auf beides. Freu mich ehrlich gesagt auch schon, wenn ich dann wieder für zwei kochen darf!

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