Überwinterung Teil IV - Januar 2023

Tag 16: Donnerstag, 26. Januar 2023

02520 Chinchilla de Monte-Aragón vor Ort: 0km

 

Ich bin gestern Abend im Vergleich zu sonst richtig spät ins Bett. Es war kurz vor 23.00Uhr! Geschlafen habe ich recht gut und recht lange. Bis 08.30Uhr liege ich heute im Bett und genieße es richtig. Wir ich Dir gestern schon erzählt habe, fahre ich heute nicht, sondern bleibe hier in Chinchilla de Monte-Aragón - finde übrigens den Namen der Stadt großartig!

 

Ab 09.00Uhr ist hier heute Markt, direkt neben meinem Stellplatz. Doch es ist irgendwie nicht wirklich was los. Von den angeblich 30 Ständen, wie es im Internet steht, sind jezt vielleicht acht Stück da und die meisten immernoch am Aufbauen, obwohl es bei meiner ersten Runde über den Markt schon 09.30Uhr ist. Allerdings hat der Chiringuito - direkt neben mir schon geöffnet und ich werde mit Musik beschallt...

Obst, Gemüse, Salat ist hauptsächlich vertreten, dann noch ein paar Klamotten und ein TK-Waren-Anbieter. Da wird's mir gleich noch kälter... Ich drehe meine Runde und unterhalte mich mit der jungen Dame vom TK, da sie mir das Prospekt mit den Angeboten für die nächsten drei Monate in die Hand drücken möchte. Ich kläre sie auf, dass ich nur noch heute da bin, da ich mit Trude unterwegs bin und mein Kühlschrank nicht so funktioniert wie ich es gerne hätte - wobei es die Tage tatsächlich mal kalt drin ist. Sie ist begeistert von meiner Reise und erzählt mir widerrum, dass sie ihren TK-Wagen in Deutschland gekauft hat. Ich verabschiede mich und gehe in die Trude um mich aufzuwärmen, doch irgendwie hat auch die Trude ganz schön zu kämpfen. Es wird einfach nicht wirklich warm. Kein Wunder, es sind heute -3°C bis +6°C gemeldet und an der Trude hängen Eiszapfen!! Ich kann es kaum glauben!! Ahhh!!! Wo ist die Sonne und vor allem die Wärme?? Dafür bin ich doch extra nach Spanien gekommen!

 

Ich lese noch eine Stunde in meinem Buch: It's okay, not to be okay! von Scarlett Curtis und begebe mich dann gegen kurz nach 11.00Uhr nochmal auf den Markt. Zum einen wird's mir vielleicht dann wärmer, wenn ich wieder aus der Kälte in die warme Trude komme und zum anderen ist jetzt vielleicht mehr los - mal schauen... In der Tat, es sind ein paar Stände mehr, doch nicht wirklich nennenswert. Jetzt sind es max. 12. Das Obst und Gemüse ist hier wesentlich größer als bei uns. Ich staune immer wieder über die Exemplare. Die Paprikaschoten sind viel größer als meine Hand und die Trauben sehen bald aus wie Tischtennisbälle. Ich glaube, so große Trauben habe ich noch nie gesehen.

Auf dem Bild gar nicht so gut zu erkennen, doch die Trauben sind wirklich riesig! Letztendlich kaufe ich mir eine kleine Handvoll kleiner Champignons und drei bunte Möhren. Beim TK-Stand möchte ich mir eine Putenbrust kaufen und bekomme sie kurzerhand von der netten Dame geschenkt. Wow" Ich bin absolut baff! Herzlichen Dank! Jetzt taut sie gemütlich auf und heute Abend werde ich sie genießen.

Mir wird's einfach nicht warm. Die Heizung blobbert auf 25°C, ich habe zwei Paar Socken an, oben rum sogar vier Schichten, die immer dicker werden, Woll- und Fleece-Mütze inkl., zwei Felle unter Füße und Popo gelegt, zwei Wärmflaschen an Füßen und Bauch und ich friere immer noch. Das ist doch nicht normal!? Ein kurzer Blick aufs Bett und ich weiß sofort, was ich jetzt mache... Wenn man sich in Spanien vor dem Mittagessen hinlegt, nennt man das la siesta del borrego - also groß übersetzt, das Schafs-Mittagsschläfchen, denn mit dem Schäferstündchen ist bei uns doch was anderes gemeint... Nach 90 Minuten blicke ich nach oben und entdecke das...

Das Grau von heute Morgen hat sich verzogen, doch leider nur für kurze Zeit. Mittlerweile ist es wieder grau... Auch wenn es sich im Laufe des Nachmittags ständig abwechselt. Das Wetter weiß gerade auch nicht so recht was es will... Der Markt ist übrigens schon komplett abgeräumt und die Musik ist auch verstummt. Hat wohl alles wieder dicht gemacht bei dieser Kälte. Wie sehr ich mich doch freue, dass ich gestern noch eine volle Gasflasche geholt habe!

 

Heute ist so ein richtiger Pausen-Tag, so ähnlich wie ich ihn bei meiner letzten Reise auch hatte. Und an die gleichen Worte von Kirsten: Die Seele muss auch hinterher kommen... - muss ich auch denken. Damals war es Tag 18 - dieses Mal ist es Tag 16 - und hey, es ist okay! Ich gönne mir die Zeit und die Pause! So ein Chill-Tag tut richtig gut und meine Beine dürfen sich heute auch ausruhen. Die vielen Stufen gestern waren wirklich anstrengend. Körper, Geist und Seele brauchen mal eine Verschnaufpause.

 

Zwischendurch denke ich immer wieder über die Zukunft nach - wie wohl jeder von uns - und mich begeistern immer wieder Menschen mit alternativen Wohnmethoden, wie z.B. Anne Donath, die in einem 4x4 Meter "großen" Mini-Holzhaus, weitgehend minimalistisch und ohne Strom lebt. Sie verbraucht kaum Trinkwasser und ihre Heizkosten belaufen sich auf rund 150,00€ pro Jahr. Wahnsinn! Und das beste daran ist, dass sie anscheinend sehr glücklich damit ist. Auf Youtube habe ich mehrere Berichte von ihr gesehen. Auch sonst stehe ich sehr auf Tiny-Häuser. Wer weiß, vielleicht können wir uns irgendwann doch noch meinen Wunsch erfüllen. Dafür müsste ich nur als erstes mal meinen Lieblingsmensch davon überzeugen. Immerhin haben wir uns im letzten Jahr ja schon von 120 auf 80 Quadratmeter verkleinert und ich bin ja nach wie vor am Ausmisten.

 

Jetzt wäre mir doch beinahe der Laptop ausgegangen. Hatte auf einmal nur noch 6% Akku... Das kommt davon, wenn man so lange am Rechner sitzt. Werde ihn dann jetzt auch schon bald runterfahren. Mein Bericht für heute ist geschrieben, denn viel mehr wird heute nicht mehr passieren, außer vielleicht noch ein leckeres Abendessen, noch ein bisschen Lesen, telefonieren, ... - das Übliche eben...

 

Das war übrigens mein Mittagessen. Allerdings ist es auch in den Schränken in der Trude so kalt. dass mein Olivenöl fest geworden ist. Ich musste es zwischen den Wärmflaschen auftauen lassen... Hoffen wir mal auf wärmere Temperaturen...

Tag 17: Freitag, 27. Januar 2023

02520 Chinchilla de Monte-Aragón - 13250 Daimiel: 209km

 

Nachdem ich gestern Abend zuerst noch einen Film auf Netflix und zum Schluss dann doch noch ein neues Buch über Tierkommunikation angefangen habe zu lesen, bin ich wieder erst gegen 23.00Uhr ins Bett. Oh je, allmählich wird's zur Gewohnheit, was?! Macht aber nichts, denn im Moment muss ich ja auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen. Nein, dass stimmt so auch nicht. Ich darf auf mich Rücksicht nehmen und mir alles so einteilen, wie es mir guttut. Und da ich ja eigentlich ein Nachtmensch bin, komme ich allmählich in meinen richtige Rhythmus. Chaka!

 

Heute bin ich allerdings schon gegen 07.00Uhr wach, drehe die Heizung auf 25°C und kuschle mich wieder unter die Decke bis es in der Trude warm ist. Vor 12.00Uhr habe ich nicht vor loszufahren. Ich verbringe die Zeit bis dahin mit aufräumen, lesen, Termine für verschiedene Treffen und Fortbildungen koordinieren, und, und, und... Irgendwas findet sich ja immer. Ein paar letzt Fotos vom Stellplatz gibt's auch noch.

Bevor ich losfahre mach ich noch ein Stündchen die Standheizung an, damit die Trude besser anspringt, öffne die Motorhaube und kontrolliere auch die Wasser- und Öl-Anzeige. Alles perfekt! Es muss nichts nachgefüllt werden. Prima! Braves Mädchen!

 

Pünktlich um 12.00Uhr fahre ich los und da ich frühestens gegen 15.00Uhr vor Ort sein möchte, entscheide ich mich heute für die Landstrasse. Die Landschaft wechselt ihre Farben von Grün zu Ockergelb, von Wiesen zu Felsen, von üppiger Vegetation zu trockenem Ödland. Sehr spannend wie sich alles verändert. Und ziemlich weit oben, so ca. 60km vor dem Ziel entdecke ich stellenweise sogar ein bisschen Schnee. Doch das ist kaum der Rede wert. Alle Straßen sind frei und gut befahrbar. Noch dazu scheinen die meisten Autofahrer die Autobahn zu nutzen, denn es ist kaum etwas los auf der Straße. Ungefähr auf halbem Wege halte ich dann noch noch mal an, den Trude hat Durst und ich darf tanken. Gott sei Dank ist der Tankwart an Ort und Stelle, denn heute bin ich irgendwie durch den Wind. Ich lese zwar DIESEL, aber... Puhhh, Glück gehabt!! Gott sei Dank, ist der Tankwart da, nimmt mir den Schlüssel ab und tankt für mich DIESEL! Dafür muss ich sogar mit der Trude vorher noch ein Stück zurücksetzen, weil ich mich an die falsche Tanksäule (Bleifrei) gestellt habe. Passiert mir sonst nie! Keine Ahnung was heute los ist. Ich bin nur heilfroh, dass nochmal alles gut gegangen ist! Nach dem Tanken geht die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle weiter und ich komme pünktlich um 15.00Uhr an. Bevor ich die Trude wirklich gut parke, klingele ich lieber und schau mal, ob ich auch wirklich richtig bin. Ich war das letzte Mal vor 23 Jahren hier und da hat sich jetzt doch das eine oder andere verändert...

 

Meine Tante öffnet die Tür und ist ganz aus dem Häuschen, als sie mich sieht und auch mein Onkel, der nicht mehr gut zu Fuß ist, kommt sofort an die Tür. Ich begrüße sie natürlich ganz herzlich und verspreche, dass ich gleich reinkomme. Ich muss mich nur mal eben noch schnell um Trude kümmern. Sie sind ganz erstaunt, mit was für einem Gefährt ich da ankomme und können es kaum fassen. Kaum drinnen laufen meine Tante und ich auch schon meiner Cousine mit ihren Zwillingen entgegen, die gerade mit dem Zug aus Madrid angekommen sind. Nach einer guten Stunde sind wir dann alle wieder zurück, haben die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht und genießen einen schönen heißen Eintopf. Gegen 18.30Uhr verabschiede ich mich wieder in Richtung Trude und meine Tante fällt aus allen Wolken, denn sie denkt ich übernachte im Haus. Sie hat sogar schon ein Bett für mich gerichtet. Anscheinend hat meine Cousine ihr nicht mitgeteilt, dass ich in der Trude schlafe...

 

Der älteren Generation fällt es generell irgendwie sehr schwer zu verstehen, dass ich viel lieber in der Trude schlafe und dass ich hier einfach alles habe was ich brauche. Nach mehreren Erklärungen lenkt sie dann irgendwann doch ein. Allerdings soll ich nachher noch zum Abendessen vorbeischauen... Ähm, Danke, nein! Mir reicht der Eintopf als Mittag- und Abendessen... Gerne Morgen früh wieder auf einen Kaffee! Die Antwort zu ihrem Mann: Sag Du doch auch mal was, das Kind kann doch nicht ohne Abendessen ins Bett gehen! Ooookkkaayyy, das KIND wird bald 47 Jahre alt und kann ganz gut ohne Abendessen ins Bett! Doch trotzdem vielen Dank.

 

Mir tut die Ruhe in der Trude einfach gut. Ich bin so viel Lärm einfach nicht mehr gewöhnt und auch keine fat achtjährigen Zwillinge mehr... Das ist mir gerade alles etwas zu anstrengend und ich möchte jetzt wieder ein Weilchen für mich sein. Morgen ist wieder ein neuer Tag und dann schauen wir weiter. Heute schreibe ich noch meinen Bericht, genieße den Abend mit einem guten Buch in der Trude und fertig. - Zum Fotos schießen bin ich heute irgendwie nicht gekommen... Sorry!

Tag 18: Samstag, 28. Januar 2023

13250 Daimiel vor Ort: 0km

 

Heute Nacht habe ich recht gut geschlafen, von 23.00Uhr bis 07.30Uhr hat die Nacht mir alleine gehört und ich habe komplett durchgeschlafen. Es hat so gut getan! Gegen kurz vor 10.00Uhr bin ich zum Kaffee bei meiner Family eingetrudelt. Wir haben ein wenig erzählt und sind dann zu einem zweistündigem Spaziergang aufgebrochen. Allmählich tauen auch die Kinder in meiner Gegenwart auf und ich bin keine Fremde mehr. Das fühlt sich gut an! Sie haben mich sogar zu ihrem Lieblingsplatz geführt, wo es Babykatzen - naja, mittlerweile erwachsene Katzen - gibt. Sie liegen in der Sonne und wärmen sich auf. Zu Essen haben wir ihnen nichts mitgebracht, da wir mehr oder weniger spontan vorbeigekommen sind. Wir haben sie auch erst auf dem Rückweg entdeckt... - der Einkauf im Schlepptau... Hier ein paar Eindrücke der City...

Auf dem Rückweg sehen wir noch ein kleines Kunstwerk an einer Häuserfassade... - ...und einen Haufen Holz vor der Hütte, im wahrsten Sinne des Wortes!

Zu Essen gibt's heute Stockfisch mit Reis und Tomatensoße. Sehr lecker übrigens! Nach dem Kaffee verabschiede ich mich für eine Weile in die Trude. Ich brauche zwischendurch ein bisschen Zeit für mich. Habe aber versprochen nachher mit dem ganzen Bastelkram wieder aufzutauchen... - Jetzt sitze ich also in der Trude, schreibe ein bisschen, Ruhe mich aus und freue mich auf die bevorstehende Kreativzeit. Die Kids sind ganz aus dem Häuschen und freuen sich mindestens genauso sehr wie ich auf die Kreativzeit. Meine Cousine darf auch mitmachen und die Kids sind begeistert. Sie erzählen mir sogar, dass Mama eigentlich nie mitmacht. Nun, heute sieht es anders aus! Was so ein Besuch aus Deutschland alles ausmacht... Tolle Kunstwerke entstehen - vor allem unsere Initialien sehen super aus. Leider haben meine mitgebrachten Stifte nich gedeckt, doch die Kids waren bestens gerüstet und es hat alles nach Plan funktioniert!

Toll, oder? Morgen wollen wir schauen, ob der Bazar offen hat und noch ein bisschen Bastelmaterial holen und zur Not schauen wir und in der Natur um, vielleicht finden wir auch so noch irgendetwas. Der Nachmittag vergeht wie im Flug und zum Abschluss bekomme ich noch ein leckeres Abendessen gezaubert. Es wird noch ein bisschen erzählt und danach begebe ich mich zur Nachtruhe. Morgen möchte ich unbedingt noch an meinem Stammbaum weiterarbeiten, denn mein Onkel erinnert sich noch an Sachen, an die sich mein Papa leider nicht mehr erinnert. Ich werde also die Gelegenheit am Schopfe packen und mir Notizen machen. Heute haben wir schon Fotos durchgeschaut und ich durfte mir jede Menge davon mitnehmen. So schön! Ich freu mich riesig darüber! Jetzt werde ich noch ein bisschen was für meine Kurse und Seminare ab Ostern durchschauen und freue mich auf eine ruhige und entspannte Nacht.

 

Ach übrigens, meine Tante ist auch eine Künstlerin! Schau selbst, alles per Hand gestickt! Wahnsinn, oder!? Und das ist natürlich immer nur ein kleiner Ausschnitt von Tischdecke oder Bettwäsche. Was für eine Gabe! Jeder Stich gleicht dem anderen. Wow!!

Tag 19: Sonntag, 29. Januar 2023

13250 Daimiel vor Ort: 0km

 

Keine Ahnung, ob es gestern an dem Omelett gelegen hat oder an der Schoko in der Trude, doch ich hab sowas von wirres Zeug geträumt... Ich bin erst super spät ins Bett gegangen. Ich glaube, es war schon kurz vor Mitternacht, weil ich einfach nicht vom Bildschirm weggekommen bin. Und ich hab zwar auch geschlafen, doch erholt bin ich absolut nicht aufgewacht.

 

Mein Traum: Nachdem ich mir mit meinem tannengrünen Cadillac einen Seitenspiegel an einem anderen Auto abgefahren habe, weil die Straße so eng ist, ist der Cadillac wie eine Explosionsbox in alle Einzelteile und in jede Richtung auseinandergebrochen. Anscheinend wurde er nur vom Seitenspiegel zusammengehalten. Danach sitze ich an der Bushaltestelle, weil mein Auto ja kaputt ist und es kommt ein überdimensionaler, pinkfarbener, kuscheliger Marabu auf mich zugeflogen und ruft mir zu, dass zwei Straßen weiter zwei Kinder meine Hilfe brauchen und ich solle mich gefälligst beeilen. Ich renne los und dort befinden sich zwei Mädchen im Alter von zwei und fünf Jahren, die ich sogleich adoptiere und mit nach Hause nehme. Und zu guter Letzt kauft mein Lieblingsmensch einen Jeep für uns, der allerdings genauso breit wie hoch und lang ist, sieht aus wie ein Würfel auf Rädern, in dem ich zum einen eine Cola-Kiste als Treppenersatz brauche um überhaupt einsteigen zu können, und zum anderen ich entweder meinen Kopf aus dem Dachfenster strecken muss, um etwas zu sehen oder ich muss im Liegen fahren. Dieses quadratisch-praktisch-gut - wie man es von der Schoko-Werbung kennt, kommt hier nicht zum Zuge. Ende des Liedes ist, dass ich mit einem enormen dicken Hals auf meinen Lieblingsmensch aufstehe, obwohl der Ärmste nichts dafür kann. Im Gegenteil, er liegt seit gestern mit einer dicken Erkältung im Bett...

 

Doch der Morgen geht genauso grandios weiter, denn während ich im Bad bin, merke ich schon, dass irgendetwas mit der Heizung nicht funktioniert. Und meine schlimmste Befürchtung tritt ein. Mein Gas ist schon so gut wie leer. Es reicht gerade noch um mir im Schneckentempo einen Kaffee zu kochen. Gott sei Dank, denn ohne Morgenkaffee bin ich unausstehlich. Um kurz nach 9.00Uhr ist es in der Trude schon sooo kalt, dass ich eine Stunde früher als sonst bei meiner Tante auftauche.

 

Neben einem Kaffee erwartet mich hier auch schon ein kleines Geschenk... Das Mädchen von den Zwillingen hat mitbekommen, dass ich auf der Suche nach einem Hund bin. Ist das nicht herzallerliebst?! Sie schenkt mir schon mal einen, falls ich keinen anderen finde... - Sooo süß!!

 

Nach meinem Geschenk und einem ordentlichen Schluck Kaffee, schildere ich mein Problem mit dem Gas und dass ich dann eben losfahren müsste um mir eine neue Flasche zu besorgen. Doch meine Tante besteht darauf, dass ich einfach eine volle Flasche von ihnen nehmen soll. Und so tausche ich noch vor Ort "leer" gegen "voll" aus. Meine Tante hilft mir beim Flasche tragen, und die Zwillinge halten zum einen den Adapter und zum anderen den Gurt, damit ich die volle Flasche reinheben kann. Nach mehreren Versuchen schaffe ich es auch tatsächlich die Flasche ordnungsgemäß und ohne fremde Hilfe anzuschließen und bin mega stolz auf mich. Wieder ein Meilenstein geschafft! Und es funktioniert! Ich hab's gleich getestet! Gut gemacht! Im Stillen - also in meinem Kopf - klopfe ich mir gerade mächtig auf die Schulter und tanze vor Freude ums Lagerfeuer rum...

Kurz nach halb elf ist die Meute nicht mehr zu bändigen und wir laufen gemeinsam mit einer Freundin meiner Cousine und ihrem Hund eine Runde spazieren. Aus einer Runde werden gleich mal zweieinhalb Stunden. Wir suchen Steine und Schneckenhäuser, gehen gleich in drei Bazare und schauen nach Bastelzeug und vertreiben uns einfach die Zeit bis zum Mittagessen.

Doch selbst hier konnte ich keine Windmühlen erkennen... Genauso wenig wie vorgestern auf dem Weg hierher. Da habe ich nur zwei Stück gesehen - dafür allerdings sooo viele Windräder, dass ich sie noch nicht einmal zählen konnte. Meine Cousine meinte dann nur, dass die Windmühlen eher im Bereich in Richtung Madrid zu finden sind - doch da geht's im Moment nicht für mich hin...

 

Zwischendurch bekomme ich eine Nachricht von meinem Lieblingsmensch, dass er gerade "Drei Haselnpsse für Aschenbrödel" schaut. Den wollte ich unbedingt noch an Weihnachten sehen und hab's doch verpasst... Dieser Schlingel, schaut jetzt einfach ohne mich... Nee, nee, nee...

 

Zum Mittagessen gibt's heute selbstgemachte Pommes frites, Hähnchenbrust und einen bunt gemischten Salat. Wir haben alle Hunger nach dem riesigen Spaziergang! Nach dem Essen ziehe ich mich wieder für eine Weile zurück in mein Schneckenhäuschen und genieße die Stille und die Wärme, die jetzt nach guten 90 Minuten endlich ihre Wirkung zeigt. Theoretisch wollte ich eine kleine Siesta machen, doch praktisch bin ich am Schreiben, Schreiben und noch mehr Schreiben. Doch das ist okay, denn auch das ist für mich eine kleine Auszeit aus dem Alltag...

 

Wieder bei der Family geht's heute Nachmittag ein wenig um Biographie-Arbeit und ich bekomme ein paar weitere Informationen für meinen Stammbaum, worüber ich mich sehr freue. Gebastelt wird heute weniger, denn die Kids haben sich heute. mit Knete ausgetobt und jetzt dürfen sie ein bisschen "Tablet"-Zeit genießen. Wir quatschen noch ein wenig und nach dem Abendessen verziehe ich mich wieder in die Trude.

 

Heute habe ich mich nach einem Anruf bei meinem Lieblingsmensch ein bisschen künstlerisch ausgetobt. Allerdings fusionieren hier Stifte und Papier nicht gut miteinander. Das Papier nimmt die Tinte nicht so schön auf und wenn ich länger darauf bleibe, entstehen Knötchen, weil sich das Papier teilweise auflösen will. Nicht so schön! Und Buntstifte habe ich dieses Mal, glaube ich, gar keine mitgenommen. Vielleicht muss ich mir doch noch welche kaufen. Stifte kann man ich nie genug haben...

Ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wie sehr das Ausmalen doch beruhigt. Jetzt vielleicht noch ein paar Zeilen lesen und dann ab in die Falle!

Tag 20: Montag, 30. Januar 2023

13250 Daimiel - 02160 Lezuza: 156km

 

Heute Nacht habe ich nach langer Zeit mal wieder mit Wollmütze schlafen müssen, weil mir so kalt war. Das passiert meistens dann, wenn ich fix und fertig bin. Gestern bin ich wieder gegen 23.00Uhr ins Bett gegangen und heute Morgen um kurz nach 07.00Uhr ist irgendwie die Nacht schon rum, wobei ich erst gegen 08.00Uhr aufstehe. Ein bisschen Großputz steht an, da ich die letzten Tage nicht wirklich was gemacht habe. Doch vor der Weiterfahrt muss alles geleert und gesäubert werden. Kehren ist auch dran - nur Staubwischen lasse ich für ein anderes Mal liegen. Dazu habe ich heute absolut keine Lust.

 

Gegen 09.30Uhr trudele ich das letzte Mal an diesem Wochenende bei meiner Family ein und werde schon sehnsüchtig erwartet, da ich versprochen habe, dass wir noch zusammen eine Runde Fleurogami machen und ich ihnen zeige, wie es funktioniert. Noch dazu habe ich ihnen dieses Mal das "Zubehör" dort gelassen, damit sie auf der Heimfahrt nach Madrid, im Zug auch etwas zu tun haben.

 

Gegen 11.00Uhr verabschieden wir uns alle schweren Herzens, jedoch nicht ohne vorher noch das eine oder andere Selfie zu machen. Mein erster Weg führt mich heute in mercadona, denke ich zumindest. Doch irgendwie biege ich zu früh ein und lande beim Lidl. Allerdings bemerke ich es erst, nachdem ich den perfekten Parkplatz finde und mich kerzengerade hinstelle. Doch meinen Irrtum behebe ich schnell! Jetzt im richtigen Laden, bei dem ich jetzt allerdings drei Parkplätze in Anspruch nehme, kaufe ich was mein Herz begehrt. Und was soll ich sagen... Heute Morgen war mein Vorsatz noch, weniger Fleisch und generell weniger Tierprodukte zu essen und es landen fast nur solche Produkte in meiner Tasche. Oh je... Das kann ja noch was werden...

Ich kann's irgendwie nicht wirklich ändern. Wenn ich keine tierischen Produkte esse, werde ich aggressiv und schlecht gelaunt. Kennst Du das auch?

 

Ach übrigens, ich habe heute Morgen erfahren, dass der mercadona-Gründer einen Sohn hat, der auch kein Gluten verträgt und aus diesem Grund gibt's hier eine super große Auswahl an glutenfreien Produkten! Hoch soll er Leben! Und die sind wirklich lecker!

 

Danach fahre ich weiter bis El Bonillo - meinem eigentlichen Ziel für heute. Ich empfinde die Fahrt als super anstrengend. Ich bin super müde und muss mich echt konzentrieren. Am Zeil angekommen ist es mir doch nicht so geheuer. Es ist alles eingezäunt, man muss einen Code telefonisch für das Schloss anfordern und irgendwie ist es mir ein bisschen unheimlich - ganz alleine, eingesperrt, neben der Stierkampfarena am Rande der Stadt. Ach nee, lieber nicht. Ich fahre, trotz Müdigkeit, weiter bis nach Lezuza. Hier fühlt es sich doch besser an und es stehen noch zwei andere WoMo's. Kaum angekommen mache ich mich auch schon auf den Weg die City zu besichtigen...

Ich schlendere weiter die Straßen hoch und runter. Es ist nichts los auf der Straße, da ja gerade wieder Mittagszeit ist. Im Rathaus werde ich informiert, dass heute alles geschlossen hat, sowohl das Museum, als auch die Touri-Info und die Festung... Ich könnte um 17.30Uhr zum Gottesdienst kommen und mir die Kirche von Innen aunschauen. Okay... Wohl eher nicht... Auf meinem weiteren Weg entdecke ich einen kleinen Lehrpfad über Biennen - auch nicht schlecht!

Danach begebe ich mich langsam aber sicher in Richtung Trude... Irgendwie geht's mir gerade nicht so gut. Meine Beine fühlen sich wie Wackelpudding an...

Auf meinem kleinen Ausflug sammle ich noch den einen oder anderen Stein, da ich über's Wochenende doch so einige losgeworden bin... 

 

Kaum in der Trude geht's mir von mal zu mal schlechter. Ich bekomme Schweißausbrüche und fange an zu zittern. Bis mir ein Blitzgedanke kommt! Ich habe heute noch so gut wie nichts gegessen und es ist schon 15.30Uhr. Ich glaube, ich habe mir unbewusst eine Unterzuckerung beschert. Wie kann ich nur so unachtsam sein! Doch ich hab's einfach vergessen, weil ich nicht wirklich Hunger verspürt habe. Ich mache mir einen Salat und sezte einen Eintopf mit Hähnchen, Artischocken und Yucca auf. Den Salat esse ich noch während der Eintopf kocht, doch er zeigt nicht die gewünschte Wirkung. Der Löffel Honig darin reicht wohl nicht aus um mich wieder aus diesem Tief zu holen. Gott sei Dank fällt mir ein, dass ich noch Coca-Cola im Kühlschrank habe. Das hilft bestimmt! Und in der Tat, ganz, ganz langsam lassen die Schweißausbrüche und das Zittern nach. Und nach dem Eintopf geht's mir wieder viel besser, doch ich glaube, so richtig fit werde ich heute nicht mehr. Selbst das Schreiben fällt mir heute schwer. Doch immerhin sitze ich hier bei herrlichem Sonnenschein und habe sogar eine geöffnete Dachhaube.

Für einen Mittagsschlaf ist es jetzt um 17.30Uhr schon zu spät. Daher werde ich wohl heute einfach super früh ins Bett gehen und hoffen, dass Morgenfrüh der Spuk vorbei ist. Ich sollte mir angewöhnen ein wenig Traubenzucker dabei zu haben und für den Notfall noch ein paar Gummibärchen und/oder Saft horten. Das Problem ist nur, dass ich dann meistens der Versuchung nicht widerstehen kann und es auch ohne Unterzuckerung verschlinge...

Druckversion | Sitemap
(C) Copyright 2015-2024 Susana Stier | www.susana-stier.de | smile(at)susana-stier.de | +49 176 70045511 Impressum & Datenschutz

Anrufen

E-Mail